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Ausstellung vom 01.05 - 23.05.2009

Austellungsansicht

Michael Markwick, Darker Dualities (2008), 380 x 210 cm, oil on canvas.

anja de jong

Anja de Jong, Mauna Kea Observatories (1997), from: The Borderland Project.

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Zu Gast bei Cluster
Gruppenausstellung "DISTURBED NATURE"
von Jeroen Jacobs, Anja de Jong, Michael Markwick

Kuratiert von Jurriaan Benschop

Im Rahmen der Ausstellung Disturbed Nature lädt Cluster zur folgenden Veranstaltung ein:

Samstag, 23. Mai 2009, 18 Uhr
Artist Talk and Book Launch mit Michael Markwick (Veranstaltung in englischer Sprache)

Im Zusammenhang mit dem Erscheinen des Künstlerbuchs Michael Markwick: Collisions: earth-trees-bones-sky führt der Maler Michael Markwick in sein Werk ein.
Anschließend, 19-21 Uhr: Finissage der Ausstellung Disturbed Nature

Drei Künstler am Rande des Natürlichen

Wie verhält sich der Mensch zu jenem Teil der Natur, der ihm noch bleibt? Mit dieser Frage ging die Fotografin Anja de Jong (NL, arbeitet in Dordrecht) auf Reisen. Sie besuchte weltweit Orte, an denen ursprüngliche Natur und vom Menschen gestaltete Landschaft noch scharf voneinander abgegrenzt werden können. In ihren Fotos wird das Unberührte der Natur dargestellt, gleichzeitig sieht man es aber auch schon wieder verschwinden, denn jedes Bild enthält ein Element der menschlichen Zivilisation (oder Störung), etwa ein Grab, eine Reifenspur oder ein Observatorium. In einer Serie klarer, unsentimentaler Schwarz-Weiß-Fotos wird der Betrachter unter dem Titel Borderland durch Gebiete geführt, die der Veränderung unterworfen sind, unter anderem in Hawaii, La Palma, der Antarktis oder Namibia.

Michael Markwick (USA/NL, arbeitet in Dordrecht und Berlin) verbrachte einen Teil seiner Jugend in einer Wohnwagensiedlung am Stadtrand von Michigan. Ein außergewöhnlicher Grenzbereich, in dem Natur und menschliche Siedlung, Landschaft und Müll miteinander verschmelzen. Seine Erinnerungen an diese Zeit bilden den Ausgangspunkt für verschiedene Landschaftsbilder, unter anderem Darker Dualities. Die Natur tritt in Markwicks Werk nie in unberührter oder reiner Form auf. „Rein“ ist überhaupt ein unpassendes Wort für seine expressiven Bilder. Jedes einzelne Werk enthält widersprüchliche Stimmungen, ist gemischt und vielschichtig: gewalttätig aber auch gefühlvoll, dunkel aber auch hell in der Stimmung. Seine einzigartige, expressive Malerhand findet sich auch in den Zeichnungen, in denen Stadt und Land miteinander verflochten werden.

Die Skulpturen von Jeroen Jacobs (NL, arbeitet in Berlin) entstehen in einem Arbeitsprozess, der die Waage zwischen gezieltem Gestalten und „Geschehenlassen“ hält. Auffallend an seinen Betonskulpturen ist, dass sie lebendig und beweglich aussehen. Es ist etwas, was man von Beton nicht erwartet: Er formt sich organisch und bewegt sich frei im Raum. Dem Künstler gelingt es, dieses spröde Material zum Leben zu erwecken. Die Werke entstehen aus gründlicher Beobachtung der materiellen Welt, im Hinblick auf offensichtliche wie auch auf verborgene Eigenschaften. Der Blick des Künstlers richtet sich beispielsweise auf die Restform eines Möbelstücks oder auf einen Verpackungsstreifen aus Metall, der nach dem Abtrennen eine Zeichnung im Raum bildet. Für Jacobs ist entscheidend, wie sich Figuren im Raum verhalten. Erst im Zusammenspiel mit der Architektur entsteht das eigentliche Werk. Sein eigensinniger Gebrauch von Displays unterstreicht dies. Einmal dient es als Sockel für eine Skulptur, ein anderes Mal kann der Betrachter selbst darauf sitzen oder teilt es den Raum.

(Text: Jurriaan Benschop)

Jurriaan Benschop (NL, arbeitet in Berlin) organisierte bereits Ausstellungen in Amsterdam, Porto, Heerlen und Berlin. Im September 2009 erscheint in den Niederlanden sein Buch über Berlin als Künstlerstadt (2010 in deutscher Übersetzung). Er ist Herausgeber des deutsch-niederländischen Bandes Atelier Berlin.

Die Ausstellung kam mit freundlicher Unterstützung des CBK (Centrum Beeldende Kunst) Dordrecht und der Niederländischen Botschaft in Berlin zustande.

 

Ausstellung vom 09.04 – 25.04.2009

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David Fletcher: Untitled, 2008

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Ausstellungsansicht

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Zu Gast bei Cluster
Gruppenausstellung "Shunt"
von Simon Logan, David Flecher, Roy Voss

Cluster lädt die britischen Künstler Simon Logan, David Fletcher und Roy Voss zu einer gemeinsamen Ausstellung ein.

Ihre Ausstellung Shunt verwandelt den Präsentationsraum in eine Art geistigen Verladebahnhof auf dem die Skulpturen, Malereien und Installationen der drei Briten zum ersten Mal in Berlin gezeigt werden.
Das englische Verb „to shunt“ bedeutet das physische Bewegen eines Objektes oder speziell im Britischen das Rangieren eines Waggons. Das Wort ist jedoch auch eine gebräuchliche Metapher für eine psychische Umorientierung und Neuausrichtung.

Insofern erscheinen die bunten, organischen Werke von Simon Logan nicht nur als kleine Skulpturen, die entfernt an Vehikel erinnern, sondern auch als Objekte mittels derer wir unsere Gedanken reorganisieren und verladen.
Logan arbeitet meist bildhauerisch und zeichnerisch. Oft ist es eine Kombination beider Medien. Seine Werke oszillieren zwischen der Reduktion auf ihre abstrakten, formalen Qualitäten und der Darstellung bekannter Gegenstände. In diesem Rangieren des Objektes zwischen Mimesis und Autonomie scheinen die Werke schlussendlich daran zu scheitern, etwas anderes als sich selbst zu repräsentieren, was durchaus ihren Charme ausmacht.

Ebenso irritierend erscheint die heterogene Bildwelt von David Fletcher. Die kleinformatigen Gemälde erscheinen wie eine nicht enden wollende Sammlung von Abbildungen, in denen den unterschiedlichsten Stimmen der Kunstgeschichte, sowie der der High und Low Art Gehör verliehen wird. Fletchers Malerei changiert zwischen einer allgemeingültigen solitären Bildsprache und einer kryptisch-intimen Darstellungsform die Teil eines enzyklopädischen, größeren Ganzen zu sein scheint.

Von der Decke des Clusterraums bis zum Boden hängt Roy Voss einen großen, kulissenartigen Druck. In der darauf abgebildeten Landschaft scheinen in situ großformatige Buchstaben platziert worden zu sein, die an den Hollywood Schriftzug oder riesige Billboards erinnert. Die doppeldeutigen Worte in seinen Werken scheinen sowohl mit der meist ruralen Landschaft, als auch mit dem Betrachter außerhalb dieses Bildraums zu kommunizieren. (Alle Werke von Roy Voss: Courtesy Matt’s Gallery, London).

Die Konstellation der Werke innerhalb der Ausstellung Shunt funktioniert wie eine räumliche Grammatik, aus der eine zusammenhängende Bildsprache entsteht. Die Installation der drei jungen Briten wurde speziell für Cluster konzipiert.

(Text: Bernd Trasberger)

Ausstellung vom 07.08 – 29.03.2009

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Ausstellung
"Karg"
von Matthias Krause

Eröffnung am Freitag, 6. März 2009, um 19 Uhr
Zur Eröffnung Gebildbrote von Patrick Gaden

Ausstellung am Donnerstag, 26. März 2009 geöffnet von 14 - 22 Uhr mit einem Beitrag von Miriam Pietrusky

Für die Eröffnung der Ausstellung KARG inszeniert Matthias Krause (*1980) ein Setting aus seinen typischen Arbeitsmaterialien: ein 8-teiliges Stellwandsystem, Tischböcke und ein Bildarchiv. Aus diesen Bestandteilen, die er seit geraumer Zeit mehrfach in abgewandelter Form und Farbigkeit zum Einsatz brachte, arrangiert er konzeptuelle Displays.

Für Cluster wird Matthias Krause diese Materialien so verarbeiten und positionieren, dass im Ausstellungsraum, der abgedunkelt wird, im besten Fall ein diskursives Ambiente entsteht, in dem Codes und Markierungen aus dem Handlungs- und Ereignishorizont der Clubkultur aufblinken, auch wenn bewusst keine Musik läuft.

Die Fotografie eines 3-D-Fraktals (siehe auch das Einladungskartenmotiv), die aus dem Bildarchiv des Künstlers stammt, fügt sich in diese Inszenierung ein, ohne dabei besonders beleuchtet oder optisch betont zu sein. Vielmehr steht das Motiv in seiner inhaltlichen wie formalen Unschärfe, Unbestimmtheit und Nicht- Fassbarkeit, mit seinem elfenbeinturmartigen Erscheinungsbild, als Symbol für das gesamte Arrangement: Verheißung, Mythos, Initiation, eigene Gesetzmäßigkeiten und Aufmerksamkeitsökonomien lassen ausgewählte „Clubs“ zu Paralleluniversen, zu Orten mit einem eigenen Raum-Zeit-Kontinuum werden, an denen Akteure aus den unterschiedlichsten Kontexten zusammenfinden.

In Matthias Krauses Eröffnungs-Szenage, die sich aus realen und abgewandelten Club-Codes und den sich daraus entwickelnden Handlungsmotiven der BetrachterInnen zusammensetzen wird, bildet die reale raum-zeitlich Erfahrung das eigentliche Werk. Mit der Aufhebung des dispositiven Moments erweitert sich die Anordnung zu einem modellhaft gedachten, performativen Handlungsraum für aktive ProtagonistInnen.

Während der Laufzeit der Ausstellung wird Matthias Krause, dessen Anliegen auch ein nachdenkliches Wieder-Aufrufen der zu kritisierenden Ambient Art der Neunziger Jahre ist, meist selbst vor Ort sein und seine Inszenierung weiter bearbeiten, und in noch zu bestimmende Formate transformieren.

Der Abend wird lang, in diesem Sinne - Diskurs, Lederjacke und Sammeltaxi!

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 07.02. – 28.02.2009

Ausstellungsansicht

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Zu Gast bei Cluster
Gruppenausstellung"LONG WAY HOME"
Unheimlich - familiar and yet foreign at the same time

LONG WAY HOME

Participants from Skulpturi.dk: Anders Bonnesen, Espen Brandt-Møller,
Eva Steen Christensen, Veo Friis Jespersen, Heine Klausen, Jørgen
Carlo Larsen, Karin Lind, Karin Lorentzen, Tina Maria Nielsen, Rikke
Ravn Sørensen, Mikael Thejll
Guests: Claus Egemose, Jytte Høy, Poul Ingemann, Michael Mørk, Hanne
Nielsen & Birgit Johnsen

The exhibition LONG WAY HOME looks like somewhat like a furniture store. It’s furnished with various everyday objects in different scales that, once you look closer, disintegrate into far more awkward, poetic, strange phenomena.
For instance: The potted plant is taped to the wall, the record collection contains material hits from 3000 years of sculpture history, including bronze, yarn and shredded literature, The book shelves are turning into a bedroom, and the lamp arrangement is made of marmalade jars. The works in the exhibition are all so to speak in the grey zone between sculpture and furniture. They share functions such as sitting, lying down, handling etc. with furniture and other things around the house, but somewhere along the line these similarities end, and suddenly we are very far way from home!

Skulpturi.dk is an exhibition space in Copenhagen that exclusively shows contemporary sculpture. The first exhibition was held in November 2007. The Sculptury is run by eleven sculptors and one art historian with the common goal of looking into and documenting contemporary sculptural work as openly and inclusively as possible. The focus is on the national as well as the international sculpture scene – and on the interrelations between these two. This, however, is the Skulpturi’s first exhibition situated outside Copenhagen, the first one away from home.

(Text: Skulpturi DK)

Ausstellung vom 28.11. – 20.12.2008

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detail anette rose

Detail

rose

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Ausstellung
"Grifformen"
von Anette Rose

Samstag, 6. Dezember 2008, 19.30 Uhr
Gespräch mit der Kunsthistorikerin Dr. Ines Lindner, Kiel/Berlin

Samstag, 20. Dezember 2008, 19.30 Uhr
Gespräch mit der Gestenforscherin und Musikerin Dr. Ellen Fricke, Berlin

„Eine ganz wesentliche Funktion der Hand ist es, Gegenstände mit hohem Freiheitsgrad in viele mögliche Lagen und Kraftvermittlungen zu bringen. Dafür ist die Hand ideal vor allem wegen ihrer großen Reichweite, ihrer sehr hohen Beweglichkeit und der äußerst feinen Kraftrückkoppelung“, erklärt der Systemiker und AV-Designer Heiner Büld in einem gefilmten Interview, das in der Ausstellung "Grifformen" von Anette Rose zu sehen ist.

Seit 2006 beobachtet die Künstlerin Anette Rose, die bei Valie Export und Heinz Emigholz studiert hat und deren Arbeiten bereits auf diversen Filmfestivals, in unterschiedlichen Ausstellungen und im Fernsehen zu sehen waren (u. a. "16 Traumstücke" in der ZDF-Reihe "Das kleine Fernsehspiel", 2001), in ihrer inzwischen aus zwölf Modulen bestehenden "Enzyklopädie der Handhabungen", wie die Hand und ihre haptile Intelligenz in der zeitgenössischen industriellen Fertigung zum Einsatz kommen und wie diese durch Maschinen, Fließband oder Roboter, also maschinelle wie computergesteuerte Fertigungslogiken ergänzt, perfektioniert und ersetzt werden. Jenseits der kulturell festgeschriebenen Trennung in Hand- und Kopfarbeit geht es ihr in der "Enzyklopädie der Handhabungen" um die vielfältigen Verknüpfungen zwischen dem Greifen und Begreifen – Hand, Auge und Wort.

Als künstlerische Forschung ist die "Enzyklopädie der Handhabungen" „work in progress“. Sie ist ein Modulsystem, das sich ergänzen und unterschiedlich zusammensetzen lässt. In der Ausstellung "Grifformen" kombiniert Anette Rose Module, die manuelle Handhabungen, Maschinenbewegungen und Rede begleitende Gesten zum Inhalt haben. In Bild und Ton zeigt sie beispielsweise mit dem Walzen und (Ver-)Schleifen von Metall, dem Verputzen von Porzellan, dem Verarbeiten von Haaren zu Pinseln oder dem Ketteln von Textilien Arbeitsprozesse, die sie in deutschen Manufakturen und Industriebetrieben, etwa einer Porzellan-, einer Pinsel- und einer Strumpffabrik oder auch in einem Werk des bekannten Leuchtmittelherstellers Osram mit einem Kamera- und einem Tonmann aufgezeichnet hat.
Die immer mit zwei Kameras synchron gefilmten Videosequenzen werden in den Modulen entweder synchron gezeigt – so beispielsweise die Bewegung der Hände und die Mimik der Fabrikarbeiter während ihrer Tätigkeit – oder auch linear hintereinander montiert, etwa bestimmte Ausschnitte aus Abläufen massenindustrieller Produktion.
Ebenfalls montiert sie die synchron gefilmte Gestik und Mimik des bereits am Anfang des Textes zitierten Interviews hintereinander, in dem der „evolutionäre“ Wandel industrieller Produktionslogiken vom Schraubstock hin zum Fließband und zur Robotik aus der Sicht einer Person reflektiert wird, die die Entwicklung modernster maschineller und computergesteuerter Fertigungsverfahren genau verfolgt.

Einzelne Module der "Enzyklopädie der Handhabungen" von Anette Rose waren bereits in Ausstellungen, unter anderem im Berliner Museum für Kommunikation (2006) und im Marta Herford (2006 und 2007/08) zu sehen. Dabei nutzte die Künstlerin zur Präsentation ihrer Videos ausschließlich Monitore, die sie auf eigens dafür hergestellten Tischen im Raum platzierte. In der Ausstellung "Grifformen" kombiniert Anette Rose erstmalig die Präsentation einzelner Module auf Monitoren und als Videoprojektionen.

Zur Vertiefung und Diskussion der Thematik lädt Anette Rose an zwei Abenden während des Ausstellungsbetriebs die Kunsthistorikerin Dr. Ines Lindner und die Gestenforscherin und Musikerin Dr. Ellen Fricke zum Gespräch in den Cluster-Raum ein.

(Text: Barbara Buchmaier)

Die Videoinstallation "Grifformen" wurde durch das Medienboard Berlin-Brandenburg und die Berliner Kulturverwaltung – Künstlerinnenprogramm gefördert.

Ausstellung vom 14.11. – 22.11.2008

trojanische pferde

Ausstellungsansicht

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Zu Gast bei cluster
Gruppenausstellung "TROJANISCHE PFERDE"

Michael Gülzow/Kathrin Hoffmann Andreas Peiffer/Katja Staudacher Thomas Judisch Nehle Könitz Matthias Krause & Patrick Gaden

Kuratiert von Barbara Buchmaier

Unter dem Titel „Trojanische Pferde“ zeigt der Cluster-Ausstellungsraum, der im Jahr 2006 von KünstlerInnen mit Studienvergangenheit an der Kieler Muthesius-Kunsthochschule gegründet wurde und seitdem vom Land Schleswig-Holstein finanziell unterstützt wird, ausgewählte Arbeiten von StudentInnen und Absolventinnen dieser Hochschule.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, geht es in den Exponaten um ein Nachdenken und eine Debatte über künstlerische Strategien. Das trojanische Pferd steht als subversive Form der Selbstermächtigung als Analogie zum Kunstsystem im Raum und generiert Möglichkeiten, sich dem Kunstbetrieb gegenüber kritisch und diskursiv zu verhalten und auszudrücken.
So zeigen die KünstlerInnen in ihren, zum größten Teil extra für die Ausstellung entstandenen, text-, material- und medienbasierten Installationen Wege, feststehende Abmachungen, Begriffe und Erzählungen, darunter auch die originale griechische Sage vom trojanischen Pferd, zu dekonstruieren und absehbare Erwartungshaltungen zu konterkarieren.

„Trojanische Pferde“ ist nach „Kokeln im Kiez“ (2006) bereits die zweite Gruppenausstellung mit Kieler KunststudentInnen im Cluster-Ausstellungsraum.

Im Anschluss an die Ausstellung findet unter der Leitung von Cluster-Projektleiterin Barbara Buchmaier ein Workshop mit dem Thema „Professionalisierung und Subversion im Kunstbetrieb“ statt.

 

(Text: Barbara Buchmaier)

 

Zu den KünstlerInnen:
Michael Gülzow, Thomas Judisch, Nehle Könitz und Matthias Krause sind momentan noch Studierende an der Muthesius Kunsthochschule.
Patrick Gaden, Kathrin Hoffmann und Katja Staudacher haben Ihr Studium bereits abgeschlossen. Andreas Peiffer studiert momentan an der Kunstakademie München.

Ausstellung vom 01.11. – 02.11.2008

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Ausstellungsansicht

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Gruppenausstellung
"New Order"

Empfang Samstag, 01.11.2008, 18-22 Uhr
Weißwurstfrühstück Sonntag, 02.11.2008, 12-15 Uhr

Stella Geppert, Gehrd Grothusen, Matthias Krause, Ulrike Mohr, Anette Rose, Thea Timm, Bernd Trasberger, Christine Woditschka, Birthe Zimmermann

Konzipiert von Susanne Köhler

Zweieinhalb Jahre nach der Gründung des von neun Künstlerinnen und Künstlern betriebenen Ausstellungsraums Cluster präsentiert New Order die Mitglieder der Produzentengalerie erstmals gemeinsam in neuer Besetzung. Während die meisten von ihnen nach wie vor Teil der Gruppe sind, haben einige der Initiatoren neue Wege eingeschlagen. Gleichzeitig sind Künstler hinzugekommen, wie Ulrike Mohr, Anette Rose, Christine Woditschka und kürzlich Matthias Krause.

Wie bei der ersten Gruppenausstellung Vorabzug im Juni 2006 wurde auch diesmal ein Display gewählt, das die einzelnen Arbeiten auf unterschiedlich großen, zu einer Gesamtformation zusammen gestellten Sockeln zeigt. Das „Cluster“ als Netz verschiedener Inhalte, die miteinander in Verbindung stehen, stellt die Grundlage für diese Inszenierung dar. Der Titel New Order bezieht sich demnach nicht nur auf die aktuelle Zusammenstellung der Künstlergruppe, sondern auch auf die Anordnung der Sockel mit den dazugehörigen Werken im Raum.

Die Ausstellung untersteht keinem thematischen Schwerpunkt, Verbindungsglied der Arbeiten ist lediglich die Anhäufung der Sockelkonstruktionen. Dabei ist der künstlerische Umgang mit dem Postament ein individueller. Bei einigen Künstlern bildet es die Präsentationsfläche der Arbeiten, bei anderen ist der Sockel integraler Teil des Werks.

Die zweitätige Schau ist als kurze Vorstellung der Gruppe Cluster gedacht, die sich in der Berliner Kunstlandschaft erfolgreich einen Namen gemacht hat. New Order gibt einen Überblick über die gegenwärtigen künstlerischen Positionen und verweist auf einen neuen Abschnitt in der Geschichte dieser Plattform.

(Text: Susanne Köhler)

Ausstellung vom 25.10. – 26.10.2008

nullpunkt

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nullpunkt

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Gruppenausstellung
"NULLPUNKT"
Barbara Buchmaier
Marc Geist
Birthe Zimmermann

Eröffnung und Trinkhalle am Donnerstag, 23. Oktober 2008, 19 Uhr

Information zur Ausstellung
Die Ausstellung versammelt verschiedene Exponate unter dem Begriff „Nullpunkt“. Dem Betrachter bleibt es überlassen, die Dimension von Null zu erörtern, diese nachzuvollziehen oder auch sie zu negieren.

Null ist teilbar.

Ausstellung vom 19.09. – 27.09.2008

grothusen

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Ausstellung "rejecting nothing, selecting nothing"
von Gehrd Grothusen

Mit dem slogan-artigen Ausstellungtitel „rejecting nothing, selecting nothing“ bezieht sich der Künstler Gehrd Grothusen (*1978), der seit mehreren Jahren ein persönliches Bildarchiv bestehend aus Motiven der Kunst- und Filmgeschichte, der Modefotografie, Literatur, aber auch aus eigenen Fotografien aufbaut, auf einen im Kontext der Werke der Präraffaeliten veröffentlichten Leitsatz des englischen Kunstkritikers John Ruskin:

"Go to nature in all singleness of heart, and walk with her laboriously and trustingly, having no other thought but how best to penetrate her meaning, rejecting nothing, selecting nothing, and scorning nothing." (1851)

In seiner dritten Einzelausstellung bei Cluster zeigt Gehrd Grothusen neue s/w-Kugelschreiberzeichnungen im Format Din A4, auf denen er sich in präzisem, während des Entstehungsprozesses nur schwer zu korrigierendem Strich, Vorlagen aus seinem Archiv kopiert und aneignet, indem er sie beispielsweise im Medium, in der Größe, Bilddichte oder Farbigkeit verfremdet. Das Motiv der Einladungskarte entstand nach einem Gemälde des russischen Malers Wiktor Michajlowitsch (1848-1926).

Die Idee des Sammelns, des Kopierens und des sich Aneignens von bereits bestehendem Bildmaterial ermöglicht Gehrd Grothusen eine Reflektion über die Entstehungsbedingungen der Originalbilder und gleichzeitig eine Analyse ihrer Motivik, Schemata und Sprache. Seinem subjektivem Interesse oder aktuellen Fragestellungen folgend, entscheidet sich Grothusen während der eigenen Produktion für eine Manipulation oder ein Abweichen von seinen Bildvorlagen, zum Beispiel durch das Weglassen bestimmter Bildinformationen oder -fragmente. Im Zentrum dieses Prozesses steht die Beobachtung dessen, wie sich eine Bildaussage sowie deren Wahrnehmung und Interpretation durch ihre Transformation ändern? Wie viel Emotion ist drin, wie viel soll rein? Welche Dosis Ratio wäre angemessen? Etc.

In seinen gleichfalls im Din A4-Format gehaltenen „Storyboards“, deren Layout mit seinen in schwarzen Linien gezeichneten, rechteckigen Platzhaltern an Bildkästen in einem Sammelalbum oder an eine „Maske“ erinnert, kombiniert Grothusen collageartig Motive unterschiedlicher Herkunft und verschiedene Techniken, so zum Beispiel eine eigene Originalzeichnung mit einer schlecht aufgelösten s/w-Kopie eines Filmstills.
Die klare, eine gewisse narrative Linearität suggerierende Struktur dieser Storyboards bietet dem Künstler während der Produktion (und später auch dem Betrachter) die Möglichkeit, - ähnlich wie in einer Schablone oder in einem digitalen Dokument - auf einem uniformen, durchgehenden Bildträger assoziative Verknüpfungen unterschiedlichster Images und Styles auszuprobieren, diese zuzulassen und verschiedene Ästhetiken parallelisierend oder konfrontativ zu zeigen und zu lesen.

„rejecting nothing, selecting nothing“, dieser Leitspruch der Präraffaeliten könnte hierbei auch Grothusens Motto sein, wobei nicht nur dem Künstler, der diesem Zitat durchaus mit kritischer Distanz gegenübersteht und es als einen ironischen Fingerzeig in die Richtung aktueller Kunstdiskurse versteht, selbst klar ist, dass wir alle nicht frei sind von einem filternden Blick und Begehrensströmen, die jeweils ganz subjektiven Kriterien, Stimmungen und vielleicht auch Moden folgen.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 31.07. – 14.08.2008

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Motiv Einladungskarte

nachderhitze

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Zu Gast bei Cluster
"Nach der Hitze X"
Gruppenausstellung in Kooperation mit Galerie Oel-Früh, Hamburg

Eröffnung am Mittwoch, 30. Juli 2008, 19 Uhr mit The Sorry Entertainers am Plattenteller (myspace.com/thesorryentertainersberlin)

Künstler der Ausstellung

Ulrich Brose- Malerei
Michael Conrads - Malerei
Gülsüm Güler - Fotografie
Volker Hüller - Malerei
Nik Nowak - Skulpturen
Björn Paulissen - Malerei
Yps Roth - Malerei
Malte Urbschat - Mixed Media
Sebastian Zarius - Bildinstallation

Kuratiert von Galerie Oel-Früh, Hamburg

Ab dem 30. Juli zeigen neun Künstler ihre Arbeiten im Ausstellungsraum Cluster - in Kooperation mit der Galerie Oel-Früh. Unter dem Titel "Nach der Hitze" präsentieren sie jeweils Einzelpositionen, die sich der Malerei, Skulptur, Installation und Fotografie
bedienen. Im September werden dieselben Künstler im Gegenzug eine Ausstellung in der Galerie Oel-Früh bespielen - selbe Konstellation, andere Arbeiten.

Ausstellung vom 05.07. – 25.07.2008

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Holzkohle, Detail

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Detail

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Ausstellung
"In Form eines langen Streifens"
von Ulrike Mohr

Kurz nach dem Ende der 5. Berlin Biennale, auf der sie unter dem Titel „Neue Nachbarn“ im Skulpturenpark genau die fünf Bäume in originalgetreuer Anordnung anpflanzen ließ, die sie kurz vor dem Abriss auf dem Dach des Palast der Republik antraf und vor dem Recyclingcontainer „bewahren“ konnte, zeigt Ulrike Mohr bei Cluster eine experimentelle Ausstellung mit zwei neuen, ortsspezifisch konzipierten Arbeiten. Grundmaterialien sind Wasser und Kohle. Wie vielen Ausstellungsprojekten von Ulrike Mohr ging auch ihrer Präsentation bei Cluster eine umfangreiche, semiwissenschaftliche Begriffs-, Material- und Ortsrecherche voraus. Die bei Cluster vorgestellten Experimentierfelder sind das Ergebnis theoretischer und praktischer, reflektiert-skrupelloser Materialerkundung sowie auch absurder, möglicherweise sinnloser Materialverfremdung.

Vokabular zur Ausstellung

Der Streifen
- ein langer schmaler, farblich abgesetzter Abschnitt einer Fläche,
hier u.a. in formaler Relation zum Grundriss des Ausstellungsraums
- ein langes schmales Stück Land
- ein langes bandartiges Stück

Das Streifen
Der Tätigkeitsbegriff des Streifens, des ziellosen Laufens durch eine Stadt, wie ihn der Situationist Guy Debord in den späten Fünfziger Jahren - als „dérive“ - propagierte.

Die Kaskade
Im übertragenen Sinne eine Verkettung von Ereignissen oder Prozessen, wobei alle Ereignisse auf die Vorhergehenden aufbauen.

Der Kaskadeneffekt
Der Begriff Kaskadeneffekt wird als Metapher für verschiedenartige Prozesse verwendet, die im Sinne einer Kaskade (von ital. "cascata" = stufenweiser Wasserfall) stufenweise umgesetzt werden.

Die Zeichenkohle
Zeichenkohle besteht aus verkohlten Holzstäbchen, bzw. aus gepresstem Holzkohlepulver. Zur ihrer Herstellung werden verschiedene Hölzer verwendet. Die zugeschnittenen Holzstäbe müssen als Bündel in Ton eingepackt oder in einen verschlossenen Tontopf gelegt werden. Danach werden sie langsam in einem Ofen gebacken. In neuerer Zeit wird auch Holzkohlepulver zu Stangen gepresst, was verschiedene Härtegrade zulässt.

Das Holzpech, auch Holzteer
Eine organische Verbindung aus Baumharzen, die durch deren Destillation entsteht. Holzpech ist schon in der Antike als Kleber bekannt gewesen und in vielen Anwendungen nachzuweisen. Bitumen ist ein Klebemittel ähnlich dem Holzpech.

(Text: Barbara Buchmaier)

 

Am Samstag, den 19. Juli laden wir im Kontext der Ausstellung von
Ulrike Mohr ab 20 Uhr zu einem Gespräch mit der freien Kuratorin und
Kunstkritikerin Eva Scharrer aus Basel ein.
Eva Scharrer war unter anderem Co-Kuratorin der 8. Sharjah Biennale
2007 und schreibt für Magazine wie Artforum International,
Kunst-Bulletin und Modern Painters.

Zur Finissage am 25. Juli wird das Ergebnis einer Holzsammelaktion in
Berlin-Wedding gezeigt. Gleichzeitig laden wir bei gutem Wetter zum
Grillen im Hof ein.

Ausstellung vom 10.05. – 31.05.2008

woditschka

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woditschka

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Ausstellung
"Berlin Großziethen Stadtgrenze Südost"
von Christine Woditschka

Videoscreening, kuratiert von Pauline Doutreluingne am Mittwoch, 25. Juni 2008, 21.30

Seit vielen Jahren bewegt sich Christine Woditschka mit ihrer Kamera durch Wohngebiete, vermisst und betastet Lebensräume, fixe Architekturen und Zwischenbaustellen. Dabei changiert ihre Perspektive zwischen der des Sozialforschers und der eines Voyeurs. Nie lässt Woditschka ihren Körper in ihren Videos oder Diareihen sichtbar werden – er ist jedoch immer vorhanden, in der Perspektivwahl der Produzentin, die die Bildebene bestimmt. Diese Bildebene bleibt gleichzeitig der einzige „Kommentar“ der Künstlerin. In keiner Ihrer Arbeiten tauchen geschriebene oder gesprochene Worte auf, alleine die Werktitel bestehen aus Text und bezeichnen indexikalisch den Standort und das Jahr der Aufnahmen. Sofern eine Soundebene die Bilder begleitet, die zumeist als Projektionen auf ortsspezifisch eingerichteten Schirmen oder Leinwänden präsentiert werden, ist es der reduzierte O-Ton des bearbeiteten Ortes.

Unter dem Titel Berlin Großziethen Stadtgrenze Südost zeigt Christine Woditschka, Meisterschülerin von Katharina Sieverding, nun bei Cluster drei in den letzten Monaten parallel zueinander am titelgebenden Ort entstandene Arbeiten: eine von Vogelgezwitscher begleitete Videoprojektion, einen Videofilm auf Monitor und eine Diaprojektion. Diese Gesamtheit wird an einem mehrseitigen, aus den Gebrauchsmöbeln des Cluster-Raums collagierten Display präsentiert.

Die Bilder der Videoprojektionen zeigen Orte, von der Künstlerin aufgespürt im wäldlichen Dickicht am ehemaligen Grenzstreifen an der südlichen Stadtgrenze von Berlin. Orte, die mysteriös oder idyllisch wirken, weil sie Spuren menschlicher Gestaltung, menschlicher Anwesenheit zeigen: Überreste von improvisierten Holzbauten, Grillplätze, Höhlen oder Grabungen. Diese Szenarien, die Woditschka als „informelle Architekturen“ bezeichnet, lässt die Künstlerin in jeweils 60-sekundigen, nicht bewegten Filmsequenzen zu stark atmosphärisch wirkenden Situationen anschwellen, in denen das Verrinnen von Zeit erst über die natürliche Veränderung der Lichtsituation, sich im Wind bewegende Grashalme oder über den fortlaufenden Sound bemerkbar wird.
Die eher sachlich-kühle Diaprojektion nimmt den Betrachter mit auf Woditschkas Spaziergang rund um das Wohngebiet Großziethen. Mit den den Ort umgebenden Freiflächen im Rücken hat Woditschka sich hier den Häusern zugewandt, die den äußersten Gürtel der Ansiedlung bilden. Diese hat sie beobachtet und so ins Bild gesetzt, dass jedes Gebäude wie ein typologischer Einzelgänger wirkt, als stünde „er“ allein auf weiter Fläche. Eine leichte Überbelichtung der Diapositive trägt dazu bei, die Individualität dieser Häuser zu steigern.
Die dritte Arbeit, und hier kommt möglicherweise eine neue, performative Komponente in Woditschkas Werk, zeigt das Flackern einer dunklen Fahne. Immer wieder gibt ihr vom Wind gebeutelter Stoff den Blick auf eine weite, im Sonnenuntergang nur noch wenig erleuchtete Landschaft frei. In diesem sich ständig ändernden Bild befindet sich das verbindende Moment der gesamten Installation - denn die sichtbar werdende Freifläche, die Woditschka hier mit der von ihr aufgestellten Fahne für sich markiert hat, ist der Raum, der beim Fotografieren ständig in ihrem Rücken präsent war.

Mit geheimnisvoll-idyllischen Orten im Verrinnen der Zeit, mit Häusern stilisiert zu Persönlichkeiten, mit einem sich ständig ändernden Blick auf ein gewöhnliches Feld, und darüber hinaus begleitet von konstantem Vogelgezwitscher, lässt Woditschka ein komplexes Gesamtbild von „ihrem“ Berlin Großziethen Stadtgrenze Südost entstehen.
„Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung. Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es“, schrieb einst Novalis.
Ein ähnliches Anliegen scheint Christine Woditschka hier geleitet zu haben.

(Text: Barbara Buchmaier)

 

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Ausstellung vom 10.05. – 31.05.2008

Andrea Winkler

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Karin Hueber

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Nina Canell

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Zu Gast bei Cluster
GruppenAusstellung "Sometimes you fall in Love with an idea" 

Nina Canell, Heman Chong, Karin Hueber, Klaus Jörres, Daniel Knorr, Andrea Winkler

Kuratiert von Petra Reichensperger

Das Alltägliche, das gefundene Objekt, der von der Zeit fortgerissene Sinneseindruck sind die Stoffe des Ephemeren. Ephemere Erscheinungen, insbesondere solche wie Geräusche oder auch Gerüche bilden Wellen, auf die wieder ganz neue Wellen folgen können. Sie sind es, die maßgeblich eine Ästhetik des Prozessualen und der Flüchtigkeit erzeugen.

In „Sometimes you fall in love with an idea“ sind solche Arbeiten in Bezug zueinander gesetzt, die ihre Voraussetzungen erst in der Ausstellung herstellen und die die Architektur des vorhandenen Raums wie alles Zeitliche darin akzentuieren. Sie materialisieren sich zwischen Abstraktion und Performativität und eröffnen dabei neue Assoziationen.

Mit dem Akt der Auswahl und der spezifischen Präsentation sind die ausgestellten Dinge nicht mehr, was sie ursprünglich waren und nicht nur, was sie nun zu sein scheinen. Durch dieses Oszillieren zwischen dem Nicht-mehr und Nicht-nur bleiben ihre Wahrnehmungen und Bedeutungen ständig in Bewegung. Wie die Prozesse des Changierens beginnen und ob sie enden entscheidet letztlich der Besucher dieser Ausstellung.

(Text: Petra Reichensperger)

 

Nina Canell (*1979 in Växjö / Schweden) „Half the Pace of a Given Place” (Halbe Geschwindigkeit eines bestimmten Orts), 2005
Abspielgerät, 6.25 m tape-loop, Wasser, Plastikflaschen Courtesy of the artist / mother's tankstation
Sie arbeitet bevorzugt audiovisuell. Canell setzt in ihren Werken auf Transgressionen und minimalistischen Aufführungsformen.

Heman Chong (*1977 in Malaysia)
„Reste einer Performance (Spielen von Lufttennis)“, 2005 (aufgeführt am 7. Mai 2005 auf dem Rasen vor dem Deutsch-Russisches Museum)
Zwei Paar Schuhe
Courtesy of the artist / Vitamin Creative Space
Ihn interessiert wie Informationen über Raum, Zeit und Medien transportiert werden.

Karin Hueber (* 1977 in Zwingen / Schweiz) „Ohne Titel“, 2007
Zwei Carbonstäbe
Courtesy of the artist
Für die Transformierung der Architektur stellt die Künstlerin in ihren Arbeiten Logik, Statikgesetze und Wahrnehmungsprinzipien in Frage.

Klaus Jörres (*1973 in Düren)
„untitled (für eine plastik)“, 2008
diverse Materialien
Courtesy of the artist
Seine Mittel sind einfach. Die Ergebnisse komplex wie straight. Einige seiner Arbeiten können als lakonische Kommentare zum Kunstbetrieb gelesen werden.

Daniel Knorr (*1968 in Bukarest / Rumänien) „Scherben bringen Glück“, 2008
Materialisierung: Zerbrochenes Glas durch den Kurator Courtesy of the artist
Ihn beschäftigt die Frage der Materialisierung, die er als eine der wichtigen Phänomene unserer Zeit ansieht.

Andrea Winkler (*1975 in Zürich / Schweiz) „Ohne Titel“, aus „Everything I have Done Today", 2007
Folie, Sprühfarbe, Lametta
Courtesy of the artist / Galerie Kai Hoelzner
Durch die Betonung des Ephemeren unterscheiden sich ihre Arbeiten wohltuend vom gegenwärtigen Mainstream. Die Künstlerin faltet und wendet bevorzugt alltägliche Dinge und Materialien in Objekte und Prozesse.

Ausstellung vom 11.04. – 26.04.2008

existence

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Ausstellungsansicht 1

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Ausstellungsansicht 2

Ausstellungsansicht

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Gruppenausstellung
„Existence in a letter“  

Konzipiert von Barbara Buchmaier

Heike Bollig
Bonita Bub
Irena Eden & Stijn Lernout
Marita Fraser
Stella Geppert
Ricoh Gerbl
Sebastian Gräfe
Ro Hagers
Johannes Heidenpeter
Jennifer Jordan
Thomas Judisch
Ulrike Mohr
Lutz-Rainer Müller
Jens Nippert
Thea Timm
Anette Rose
Florian Schmidt
Jaro Straub
Curdin Tones
Gunnar Voss
Christine Woditschka
Christof Zwiener

 

Für die Ausstellung Existence in a Letter wurden zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler eingeladen, Briefe in die Vergangenheit zu verfassen, an eine zentrale Figur für ihr aktuelles Arbeiten, für ihre Entwicklung zu dem, was sie heute sind, oder auch nicht sind. Dabei stand ihnen neben der Form der gestalterischen Umsetzung auch frei, aus welchem inhaltlichen und zeitlichen Kontext der im Brief angesprochene Adressat stammen sollte. Diese/r konnte eine bekannte oder eine unbekannte, auch eine fiktive Person, der Brief in "normaler" Umgangssprache, in betont sachlicher, intimer oder aggressiver Sprache verfasst sein, oder auch den Charakter eines offenen Briefes oder eines Manifestes haben.

Im Zentrum der Schriftstücke sollte, in der dialogischen Ansprache des Empfängers, die Beschreibung oder die Erschreibung der, beziehungsweise einer eigenen Identität sowie die Reflektion der eigenen Existenz, eigener Erfahrungen und Meinungen stehen.
Das Ausstellungskonzept Existence in a letter lädt Künstler zum Schreiben und Lesen ein, zum Nachdenken über das Medium Text in seinen verschiedenen Dimensionen und über das inzwischen veraltete Medium Brief als unmittelbares Ausdrucks- und Dokumentationsmittel eigener Gedanken.

Neben dem Verfall der Briefkultur und damit einer ganzen Epoche bürgerlicher Gefühlskultur steht zudem die Frage im Raum, was der Brief als persönliches Zeugnis - im Gegensatz zu den Informationen, die die zeitgenössischen Medien vermitteln - für die Erkenntnis der Nachwelt über die Verfasser und ihr Werk leisten kann und welches Bild spätere Generationen von den Gedanken ihrer Vorfahren zeichnen werden.
Gleichzeitig entwirft Existence in a Letter ein alternatives Ausstellungsformat, in dem nicht Kunstwerke im klassischen Sinn, sondern, in Form von 22 Briefen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, persönliche Reflektionen und Kommentare die zentralen Exponate sind.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 19.03. – 29.03.2008

me me me in history

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ausstellung
„me me me in history“
von Lutz Rainer Müller 

Begriffe werden zu Rhythmen, die sich dem Schritt anpassen, sich formen, ähnlich einer Melodie, einem Refrain, in einem Songtext – me me me in history, Gegengewichtung, ständige Wiederholung, Auflösung.

Auslassung von einer Zwischenzeit, in der bestimmte Dinge Sinn gemacht haben oder in der sie von Nutzen gewesen sein könnten – Geschichtslosigkeit (eine Zeit dazwischen wird ausgelassen)

Unterwegs nach Y, ausgerüstet mit einem Spaten, einem Attribut für Arbeit. Y ist ein verlassener, ungenutzter Ort, schon lange fand dort nichts mehr statt.

Jedes Verfahren der Durchleuchtung des Erdbodens produziert ein Verfahren der Geschichtsschreibung, wenn nicht (eine) Geschichte. Bezug zur Archäologie? - eine Archäologie, die nichts findet außer dem Loch, das durch die Suche entstanden ist. Dieses Loch wird konkret durch sein Ausfüllen. Ein Fundament. Es wird dem Ort hier wieder entrissen, wie viele Fundstücke, die ihre Ruhestätte wieder verlassen, um untersucht und gezeigt zu werden... - letztlich ein Einsammeln von Dingen, deren wesentliche Geschichte sich auf einen Bruchteil dessen reduziert, was man von Fundstücken in der Regel gewohnt ist.

Das Fundstück ist das Loch, das selber gegraben wurde. Negativ wird Positiv.

X hinterlässt Spuren, die wenig vermitteln. Er hat nach etwas gegraben, von dem er nicht wusste, was es ist, er hat etwas abgeformt, ohne zu wissen, weshalb, wofür. Bleibt nur das Bild von Absenz, Stillstand, eine Atmosphäre des danach.

Suche, Sinn, Sinnsuche ohne Sinn, Kritik, Material und Form. Vorstellung, Illusion, Auflösung, Fragment, positiv, negativ, immer weiter.

In seiner Ausstellung me me me in history zeigt der in Leipzig und Berlin arbeitende Künstler Lutz-Rainer Müller (*1977) eine aus mehreren, undefinierbaren Teilen zusammengesetzte Betonskulptur, die wage an ein Denkmal erinnert sowie eine Collage abgerissener Plakatrückseiten, präsentiert in einem Leuchtkasten. Über das Licht, das der Leuchtkasten, der zugleich die einzige Lichtquelle im Raum ist, auf die Skulptur ausstrahlt, treten beide Arbeiten in einen stillen Dialog. Die oben genannten Textfragmente beschreiben Momente oder Zustände, die Lutz-Rainer Müller in den ausgestellten Werken thematisiert: Stillstand, die Arbeit am Nullpunkt, Absenz von Information oder auch die stetige und gleichzeitig paradoxe Existenz von Ideologien, die die Menschen immer wieder dazu bewegt, sich zu identifizieren, an Dinge zu glauben und für Systeme zu arbeiten, von denen im Nachhinein nur Ruinen bleiben.

(Text: Barbara Buchmaier und Lutz Rainer Müller)

Ausstellung vom 24.02 – 01.03.2008

Emanuel Geisser

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Emanuel Geisser

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Emanuel Geisser

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Zu Gast bei Cluster
Ausstellung "Nord"
von Emanuel Geisser

Der Schweizer Künstler Emanuel Geisser (* 1974 in St. Gallen), der in Genf und Hamburg studiert hat und seit 2005 in Berlin lebt, thematisiert in seinen Rauminstallation, Filmen und Collagen sein Interesse an der mysthischen, vom Menschen nicht kontrollierbaren Natur und der Welt der Berge. Besonders interessieren ihn dabei Phänomene wie Licht und Schatten oder auch die Gebirgstiere mit ihrer großen Feinfühligkeit für kommende Gefahren.
Im Zentrum von Emanuel Geissers Ausstellung im Cluster-Ausstellungsraum steht eine begehbare Rauminstallation, eine Versuchsanordnung oder auch eine Laborsituation, in der der Künstler mit Licht (Videoprojektion) und der optischen Wirkung von Spiegeln arbeitet. Mit einem Projektor wird im verdunkelten Raum fortlaufend eine kurze Filmsequenz auf eine Stativleinwand projiziert. Zu sehen ist eine raue, verlassene Gebirgslandschaft, in der durch Wind Schnee aufgewirbelt wird. Dieses Filmmaterial, das wie veraltet wirkt, könnte von einer lange vergangenen Expedition stammen. Der als aufgegeben, verloren oder absent dargestellte Ort erscheint wie ein Schauplatz, wie ein genius loci, der möglicherweise das Ziel einer früheren Forschungsreise war.
In diese Bildprojektion hinein, zwischen Projektor und Leinwand, hat Geisser einen zweiseitigen, runden Spiegel gehängt, der sich in gleichmäßigem Rhythmus um sich selbst dreht. Dieser wirft seinen dunklen Schatten auf das projizierte Bild und projiziert gleichzeitig den verdeckten Ausschnitt aus dem Bild in runden Bahnen über die Wände des Raums. Dieser optische Effekt vermittelt ähnlich einer Forschungsapparatur, einem alternativen Weltmodell oder einer uns nicht bekannten Gleichung, Unruhe und Desorientierung im Raum - da ist ein Loch im Berg, ein Loch im Bild - ist da eine verdeckte, unscheinbare Information? - geht es um das Wahren eines Geheimnisses? Der sich drehende Ausschnitt ist immer in Bewegung und so nur schwer zu durchschauen.
Emanuel Geisser thematisiert hier die Vielfalt des Lichts: es zeigt sich durch den Raum und erhellt ihn zugleich. Darüber hinaus dient es als Medium, andere Räume zu erzeugen, Raum zu sein. Es ist das Projizierte und die Projektion, das Gezeigte und das Zeigende. Geisser nutzt das Licht als Werkzeug, als messbares, physikalisches Phänomen, das gespiegelt, gebeugt, gespaltet, umgelenkt, das heißt manipuliert und inszeniert wird. Es geht ihm um die Selbstwahrnehmung und Selbsterfahrung des Betrachters und gleichzeitig um den Zusammenhang zwischen Aisthesis und Erkenntnis, um den Einfluss der sinnlichen Erfahrung auf die subjektiven Vorstellungen von Welt. Dabei bleibt er jedoch, wie bereits oben angedeutet, nicht komplett abstrakt: im Motiv und im Ausstellungstitel bezieht er sich auf einen Ort in einem Gebirge, auf die Suche nach einem Weg, auf die radarähnliche Bewegung des rotierenden Spiegels. Er gibt eine Himmelsrichtung vor, eine Lokalisierung, auch wenn er den Begriff spiegelverkehrt schreibt und somit seine geografische Aussagekraft in Frage stellt. Die Schreibweise erinnert zugleich an kyrillische Buchstaben, das wäre dann übersetzt so etwas wie NTJAO – vielleicht hieß ja eine vergangene Expedition einmal ähnlich. Gleichzeitig werden im Titel auch Assoziationen an die Sowjetunion, Tarkovski und seinen „Stalker“, die „Zone“, oder einen Ort, an dem Träume wahr werden, geweckt.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 09.02 – 15.02.2008

larger than a house

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larger than a house

Ausstellungsansicht, © Foto: Jens Ziehe

larger than a house

Ausstellungsansicht, © Foto: Jens Ziehe

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Gruppenausstellung
„Larger Than a House Smaller Than a Building“ 

Ro Hagers, Curdin Tones, Bernd Trasberger, Lars Wolter

Vier Künstler, Ro Hagers (1973, Woerden / NL, arbeitet in Amsterdam), Curdin Tones (1976, Tschlin / CH, arbeitet in Amsterdam), Bernd Trasberger (1974, Mönchengladbach, arbeitet in Berlin) und Lars Wolter (1969, Mönchengladbach, arbeitet in Mönchengladbach) präsentieren in der Ausstellung Larger Than A House, Smaller Than A Building jeweils eine für ihr Werk repräsentative dreidimensionale Arbeit. Ro Hagers zeigt ein schwarzes Bodenobjekt aus furniertem Multiplex, Curdin Tones eine flach liegende weiße Säulentrommel, Bernd Trasberger stellt einen aufrecht stehenden, gefließten Raumkörper vor und Lars Wolter ein Objekt mit kubischen Auswüchsen, dessen Oberfläche mit einem glänzenden Rautenmuster in den Primärfarben bedeckt ist.

Der Ausstellung, zu der der in Berlin lebende Bernd Trasberger eingeladen hat, ging ein lebhaftes Nachdenken und Sprechen über die eigene künstlerische Produktion, verschiedene Wahrnehmungsmodi, die Wirkung von Skulptur im Raum sowie Möglichkeiten der Installation voraus. Im folgenden Text versucht Barbara Buchmaier, eine solche Diskussion mit fiktiven Teilnehmern nachzustellen. Text zur Ausstellung Larger Than A House, Smaller Than A Building

Ein imaginäres Gespräch über Skulptur heute - oder: Für Ästheten liegt die Pracht der Kunst in ihrer tiefen Nutzlosigkeit

A beschreibt, fragt: Skulptur und Plastik, Arbeiten oder Werke, gar Fetische? - stehen da vor uns – bilden eine räumliche Konstellation. Vier Autoren, vier Produktionen, vier dreidimensionale Objekte im Raum...

B setzt fort: ...entstanden, entstehen und wirken über Material, Form, Oberflächengestalt, ihre Konstellation im Raum - strahlen, üben Selbstreflexion, so sieht es aus. Doch sind sie selbstreflexiv, autonom? Was bedeutet das? Offensive Präsenz kontra darstellenden Weltbezug?

C beobachet: Eine Ausstellung als „stylisches Ruinenfeld“ - als Sammlung, Ort für eine vergleichende Diskussion, „Was ist Skulptur heute?“ was macht sie, welche Dimensionen hat sie - was kann sie? Autonom sollen sie sein, die Objekte? Bemüht um Direktheit und Unmittelbarkeit der ästhetischen Erfahrung? Formalismus oder doch aufgelöste Form? Vielleicht passt für eine Beschreibung der Ausstellungssituation hier ja auch das Stichwort Romantik: im Sinne der Offenheit, der Unabschließbarkeit eines Möglichkeitsdiskurses. Man verspürt die Lust der Künstler an ihrer eigenen Produktion, an der Reflexion...

A stellt in Frage: Sind da nicht doch Referenzen, Kontextualitäten, Kunstgeschichte, ja, doch schon, Postmoderne, das postmoderne Architekturzitat, doch auch, Formalismus und dabei auch noch etwas Dekonstruktion - der urbane Alltag trägt seinen Teil bei, lässt über inkorporiertes Material sprechen... A hat mal gelesen, ruft in Erinnerung: Die Ideologiekritik entlarvte die angebliche Referenzlosigkeit und nur tautologische Präsenz von minimalistischen Objekten als Scheinproblem, ist das nicht längst Konsens? Während sich die phänomenologische Rezeption à la Rosalind Krauss an die einheitliche, geschlossene Form und an die unmittelbare Erfahrung hält und so noch die formale Seite des Minimalismus akzentuiert, verfolgt die ideologiekritische Rezeption die Linien, die vom Minimalismus aus in einen postmodernen Kontext reichen.

A führt fort, vermutet: eine gewünschte Interaktion – vielleicht ein leises Versprechen von Theatralität - Verzeitlichung und Konkretion der ästhetischen Erfahrung stehen, entwickeln, behaupten sich im Raum, generieren Fragen nach Rezeptionstheorien – Rezeptionspraktiken - Rezeptionsästhetik - Rezeptionsgeschichte – Rezeptionsrepertoire – dieses Themenspektrum liegt hier an - - - intersubjektives, diskursives Geschehen, der Betrachter als aktiver Part...

B überlegt: Was sind denn die kulturellen Rahmenbedingung der Rezeption, der Verortung der Rezipienten. Wer sind typische, wer spezifische Betrachter? Ist der Betrachter immer schon im Werk vorgesehen, also ein implizierter Betrachter? Perspektiven und räumliche Konstellationen nehmen soziale Adressierungen vor - Der Begriff der „BetrachterInnen“ erscheint als operative Größe rezeptionstheoretischer Überlegungen. Was sind denn hier konkret die formalen Mittel der Betrachteransprache und die Konventionen ihres Einsatzes? Bedeutungsverweigerung? Literalism? Tautologie?, nur selbstbezügliche Präsenz, Bemühung um Direktheit und Unmittelbarkeit der ästhetischen Erfahrung?

A wirft ein: Einem auf die (Selbst-)Reflexion des erfahrenden Subjekts gegründeten Deutungsschema entgegengesetzt ist die ideologiekritische Befragung, die sich auf die konkreten Bedingungen der Produktion, der Präsentation und Reproduktion konzentriert, also genau auf den Aspekt der „objektiven“ Historizität.

C ermahnt: Lasst uns lieber noch mal zum Begriff der Form kommen: lat. forma, bedeutet: äußere Gestalt, Umriß. Bildet Form den historisch blinden Fleck der Ästhetik wie Adorno behauptet? (Adorno, „Ästhetische Theorie“, 1970). Der Begriff des Formalismus, der einem dabei gleich in den Sinn kommt, ist ja bis heute eines der wirksamsten Schlagworte in allen Kunstdebatten, ja er stand mit der Minimal Art auf dem historischen Prüfstand. Er bildet einen Grundbegriff der Literatur-. Kunst- und Kulturtheorie, der gerade wegen seines axiomatischen Charakters schwer zu fassen ist: Form als Unterscheidung, als Differenz zwischen Evidenz und Dekonstruktion, zwischen Selbst- und Fremdreferenz, als Grenzlinie zwischen einem markierten und einem unmarkierten Raum (Luhmann, „Die Kunst der Gesellschaft“, 1995).

A schließt sich an: der Formalismus ist eine Anschauungsweise, die das Wesen der Dinge in der Form erblickt und dabei die Form überschätzt und über der Form den Inhalt vergisst oder vernachlässigt. Diese Anschauungsweise betont das begrifflich Rationale gegenüber dem Irrationalen, grenzt von Gehalt und Inhalt ab. Deshalb wird Formalismus von seinen Gegnern auch abwertend als Ästhetizismus, Modernismus, Nihilismus bezeichnet. Seine Gegner werten Klassiker der Moderne oft ab.

B wird stutzig: Was wäre eigentlich der (historische) Gegenbegriff zu Formalismus? Und mit was haben wir es hier vor Ort zu tun? Ist die Form nicht einfach auch der gegenständliche Ausdruck der dem Werke eigenen Reflexion, welche sein Wesen bildet? Sie birgt doch auch erst die Möglichkeit der Reflexion in dem Werk, sie liegt ihm a priori als ein Seinsprinzip zugrunde; durch seine Form ist das Kunstwerk ein lebendiges Zentrum der Reflexion (Benjamin, „Aura und Reflexion. Schriften zur Kunsttheorie und Ästhetik“). Vielleicht fangen wir noch mal von vorne an?

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 09.11 – 24.11.2007

Toutes directiones

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Toutes directiones

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Toutes directiones

Toutes Directions/ Interieur, 2007 Teppich verschiedene Lacke und Farben ca. 140 x 200cm

platz300

ausstellung
„Toutes Directiones“
von Simon Halfmeyer & Thomas Woll

„Der Mensch muss in den Himmel schauen dann wird er gewahr, wie klein und unbedeutend er eigentlich ist.“
Oskar Niemeyer


Zu den Künstlern

Simon Halfmeyer ist Mitglied bei Cluster und lebt und arbeitet auf Grund eines Stipendiums seit gut einem Jahr hauptsächlich in Essen. Zu den Arbeiten von Simon Halfmeyer ist ein Katalog erschienen.

Thomas Woll lebt und studiert in Düsseldorf in der Klasse von Irmen Kamp und Thomas Grünfeld. Seit 2002 ist er Assistent von Bogomir Ecker.

Weitere aktuelle Ausstellungen von Simon Halfmeyer und Thomas Woll

„APURE“ Einzelausstellung von Simon Halfmeyer, noch bis 21. Dezember 2007 in der Kommunalen Galerie Charlottenburg – Wilmersdorf, Berlin

„Kuckucksei“ Ausstellung von Thomas Woll und Martin Denker, noch bis Ende Januar 2008 in der Galerie Hafen Richter und Flügel, Nürnberg

Ausstellung vom 09.11 – 24.11.2007

Mach weiter

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Mach weiter

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Mach weiter

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Zu Gast bei Cluster
ausstellung „spiel weiter du süsses etwas“
von Marita fraser & alex lawler

Der Cluster–Ausstellungsraum freut sich, einen Austausch mit dem von Künstlern betriebenen bell street project space, Wien, ankündigen zu können. So werden bei Cluster die australischen Künstler Marita Fraser und Alex Lawler ausstellen, die gleichzeitig auch die Initiatoren und Betreiber des Wiener Projektraums sind, dessen Ziel ein Austausch mit internationalen jungen Künstlern ist. Im Gegenzug präsentieren Irena Eden & Stijn Lernout, beide Initiatoren und Mitbetreiber von Cluster, ihre Arbeit in Wien.

Marita Fraser und Alex Lawler: Spiel Weiter Du Süsses Etwas / Cluster Spiel Weiter Du Süsses Etwas nennen Fraser und Lawler, die sich als Schüler von Heimo Zobernig in ihrer Arbeit auf konzeptuelle oder auch spielerische Weise mit den Möglichkeiten des Mediums der Malerei und dem Bildbegriff auseinandersetzen, ihre Show, die sich anhand von Werken beider Künstler mit der Idee des „Spiels“ beschäftigt. Dieser Ansatzpunkt geht auf eine kurze Begegnung mit Jonathan Meese zurück, der Fraser und Lawler kürzlich während eines Wien-Besuchs eine gleich lautende Widmung hinterlassen hat: „Spiel Weiter Du Süsses Etwas, J. Meese, 21.9.02“.Kunst entsteht bekanntlich aus unsichtbaren, nicht zu fassenden Prozessen: Gedanken, Imaginationen, Zweifeln, Hoffnungen. Dabei kann man in jeder Bewegung, jeder Allianz, Positionierung oder Ausstellung ähnlich wie in einem Spiel einen taktischen Vorstoß zu einem nie absehbaren Schlusspunkt sehen. In der Künstlerfigur Jonathan Meese sehen Fraser und Lawler „the complete integration of artist and strategist and a demonstration of the artist’s mantra of work as play.“In einer weiteren Ausstellung, diesmal unter dem Titel „Spiel Weiter Noch“, führen Fraser und Lawler ihre in Berlin gestartete Auseinandersetzung mit dem Thema „Spiel“ ab dem 12. November im Hamburger Pudel Klub fort.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 28.10 – 06.11.2007

Hardboiled

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hard

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hard1

Ausstellungsansicht

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Gruppenausstellung
„Hardboiled Suburb“
Von Stella Geppert, Thea Timm und Bernd Trasberger

Unter Vorstädten/Suburbs versteht man im allgemeinen Wohngebiete am Rand von Städten oder Ballungszentren. Die meisten modernen Vorstädte, Trabenten- oder auch Satellitenstädte werden von Pendlern oder von Familien bewohnt. Strukturell bestehen sie oftmals aus Einfamilienhäusern oder im Gegensatz dazu auch aus dicht besiedelten Hochhaussiedlungen. Viele der Vorstädte haben heute eine Art von politischer Autonomie erlangt, obwohl sie oft weniger dicht besiedelt sind als die Innenstädte.
Die Erfindung mechanischer Transportmittel inklusive Auto, Zug und Straßenbahn haben das Wachstum der Vorstädte und auch diesbezügliche Visionen von Architekten und Stadtplanern seit Anfang des 20. Jahrhunderts extrem befördert. Zuletzt wurden Problematiken zur Vorstadt aufgrund der rebellierenden Jugendlichen in den Pariser Banlieues zu einem vieldiskutierten Thema in den Medien.

In der Ausstellung Hardboiled Suburb reflektieren Stella Geppert, Thea Timm und Bernd Trasberger, die sich in ihrer Arbeit bereits seit langem mit Stadtraum und Architektur auseinandersetzen, ihre Assoziationen zur Vorstadt. Stella Geppert arbeitet mit Satellitenschüsseln und zeigt eine Auswahl poetischer Skizzen und Objekte, Thea Timm installiert eine dynamische Formation aus Jägerzaunelementen und Bernd Trasberger lässt ein typisches Spielplatz-Pferd aus seiner Erinnerung wieder auferstehen.
Im Vorfeld haben die Künstler gemeinsam einen elementaren Raumeingriff vorgenommen, der eine konzentrierte und ansatzweise auch beängstigend wirkende Atmosphäre hervorruft. Die Fenster des Cluster-Ausstellungsraumes sind komplett verkleidet, so dass dieser zu einem scheinbaren White-Cube wird, den man gleichzeitig auch als Tiefgarage oder als (Party-)Keller erleben kann. Er veranlasst einen dazu ein, sich nicht nur gedanklich, sondern auch physisch über verschiedene Aspekte des Lebens in Vorstädten Gedanken zu machen.

(Text Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 30.09 – 06.10.2007

one

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two

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three

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Gruppenausstellung
„Be one get three“ 

Jin Lie/Olivia Berckemeyer/Peter Langer/Barbara Buchmaier//Ines Tartler/Dieter Lutsch/Isabel Becker/Irena Eden & Stijn Lernout//Nikolas Theilgaard/Andreas Koch//Stella Geppert//Anne Staszkiewicz/Peter Torp/Martin Hoener/Gehrd Grothusen//Thomas Woll/Christof Zwiener/Wolfgang Plöger/Simon Halfmeyer//Joana Zawodzinska/Nadine Schmid/Oliver Voss/Johannes Heidenpeter& Sebastian Graefe//Stian Ådlansvik/Nina Doege/Christoph Mayer/Lutz-Rainer Müller//Simone Anton/Nadine Nordmann/Maik Schierloh/Thea Timm//Fucking Good Art/Ingo Gerken/Bernd Trasberger//Elke Mohr/Nike Hinsberg/Elke Haarer/Birthe Zimmermann// Konzipiert von Irena Eden & Stijn Lernout, Stella Geppert und Thea Timm

Konzipiert von Irena Eden & Stijn Lernout, Stella Geppert und Thea Timm

Be one get three ist stellvertretend für das derzeitige Konzept des Projektraumes Cluster und wird eine Ausstellung sein, die in ihrer Präsentationsform Zusammenhänge und Verknüpfungen der Clusterkünstler mit anderen Künstlern transparent werden lässt. Folglich sind zum Beispiel die Künstlernamen nicht alphabetisch sortiert.
Es tauchen jeweils drei geladene Gäste mit einem Gastgeber / einer Gastgeberin zu kleinen Gruppen in der Liste auf.
Bei dem 2005 gegründeten Projektraum war bereits die Suche nach dem Raum Programm. Cluster, ein Nowhere mit gehobenem Kontaktanschluss, in enger Nachbarschaft zu den Galerien Baudach und Hetzler und in Abgrenzung zum "Rest der Welt", entrückt und umworben zu gleich. Während Cluster 2006 Einzelpositionen der vertretenen Künstler ausstellte, werden 2007 in zweiwochentätiger Folge Künstler, Kuratoren, Projekträume eingeladen.
Be one get three bezieht sich nicht nur auf das Networking - Verhalten der Gruppe und jedes Einzelnen, sondern spielt auch mit dem Moment der Verheißung, dem Augenblick der Erwartung von Geben und Nehmen, Bereitstellen und Vermitteln, dem Glück des Dabei Seins, des Kontaktierens und Multiplizierens. //

english version

Be one get three represents the present conception of project room Cluster, and is to be an Exhibition which, in its very manner of presentation, is to render transparent the contexts and connections between Cluster artists and their counterparts.
For this reason the artists are not listed in alphabetical order. Three invited artists are instead assigned to a host or hostess and entered in small groups in the list.
Even at the launching of the project room in 2005, the search for space was a part of the manifesto. Cluster, a nowhere with elevated connections in the close vicinity of the Baudach und Helzler gallery, in apposition to the rest of the world, was both ephemeral and wooed at once.
Whilst Cluster exhibited individual items by its represented artists in 2006, individual artists, curators and project rooms are being invited at two-week intervals during 2007.
Be one get three not only speaks of the networking behaviour of group and individual, but also plays with the moment of promise, the instance of expectation in give and take, in procuring and providing: with the joys of participation, of contact-making and of proliferation.

(Text: Stella Geppert)

Ausstellung vom 31.08 – 22.09.2007

Virtuoso

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Virtuoso 2

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Virtuoso 3

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Gruppenausstellung
„Virtuoso Interpretor“
Formalismus als Formalismuskritik

Elke Haarer, Haegue Yang, Jennifer Jordan, Jens Nippert, Florian Schmidt, Birthe Zimmermann

Kuratiert von Barbara Buchmaier

Samstag 15. September 2007, 19 Uhr Gespräch mit dem Kunstkritiker und Kurator Hans-Jürgen Hafner

Text zur Ausstellung

„Weil Kunst zwar Antworten provoziert, sie aber nie selbst gibt, werden wir immer auch auf uns selbst, auf unsere Antworten reflektieren.“ (Juliane Rebentisch)

Voraussetzung – Haltung

Der Begriff der Interpretation, des Kommentars und der Kritik, provokativer Traditionsbezug, spröde, vielleicht überhebliche Lässigkeit, virtuose Gesten, gleichzeitig Zweifel und das paradoxe Wissen, dass etwas Neues nur durch Wiederholung entstehen kann. Lakonie, das Korrumpieren und Ironisieren von vorgegebenen Schablonen, ohne sie komplett zu dekonstruieren, die Desorientierung des Betrachters, gleichzeitig die Frage nach der Unwägbarkeit des Lebens...

Ein bewusstes sich Aufhalten in disparaten Zuständen, formal und formlos, stabil und instabil, fertig und unfertig, zweidimensional und dreidimensional, zyklisch und antizyklisch – letztlich Glamour und Anti-Glamour. Auch die Frage danach, wie weit man gehen kann, ohne modisch zu werden und damit zu verlieren, die Frage, wo die Grenzen liegen, die Grenzen der Kunst und des guten Geschmacks. Der Wunsch, Begriffe wie Form und Ästhetik als Kategorien aufzufassen, die weiterwirken und nicht am Zeitgeist zerbrechen. Sich dem Verdacht widersetzen, sich gegenüber gesellschaftskritischen Aufgaben dumm zu stellen. Die Frage nach der Dialektik von Form und Inhalt.

Ergebnis – Ausstellung

So oder ähnlich kann man sich ein Stimmungsbild, ja die Haltung der eingeladenen KünstlerInnen und der Kuratorin der Ausstellung „Virtuoso Interpretor“ vorstellen (dieser Begriff leitet sich von der Musik, z.B. vom Jazz her, wo große Musiker als „Virtuose Improvisatoren“ gelten), in der Werke zu sehen sind, die sich einerseits einer formalisierten Formensprache bedienen und dabei mehr oder weniger augenfällig auf Modernismus-Zitate und Formenvokabularien der klassischen Avantgarden zurückgreifen. Gleichzeitig jedoch sind die Bilder, Objekte und Skulpturen das Ergebnis einer experimentellen oder auch ironischen Annäherung an formalistische Codes. Sie tragen Verweise und ästhetische Qualitäten an sich, die die oben geschilderte Haltung ausdrücken. Die in den Werken nur vordergründig eingesetzten Formalismus-Verweise beginnen zu changieren, treten aus sich heraus, gewinnen Tiefe, gehen über in Anti-Form, entwickeln sich weiter. Die Werke werden zu individuellen und sensiblen Persönlichkeiten, zu Charakteren, über die man gerne mal grinsen oder schimpfen darf, so wie es die Künstler selbst vermutlich auch getan haben.

Interpretation – Wertung

Kindlich, schlampig, gebrechlich, schräg oder banal, auch so kann man die Werke der Ausstellung beurteilen. Wer hier nicht über ausreichend Feinfühligkeit verfügt, wird sich wundern, mit welcher Art von Tun manche Menschen ihre Zeit verbringen, wie sie ihre subjektive Lebenseinstellung auf virtuose Weise in Werke umsetzten, die mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben, ohne dabei jedoch nur im Geringsten kraftlos zu wirken oder pessimistisch zu sein. Man kennt Formulierungen wie „sich selbst im Weg stehen“, „sich absondern“ oder „Unsicherheit kultivieren“ und Begriffe wie „Grübeln“ oder „Zweifeln“. Bleibt die Frage, ob man sich selbst entblößt oder verrät, wenn man sich als „virtuoser“ Anhänger oder Verfechter solcher Tätigkeiten erklärt. Und letztlich, ob es überhaupt ein „Außerhalb“ gibt?

Zuletzt

„In der Kunst wird die These zum Material, das sie in der Philosophie nicht ist.“ (Alexander Garcia Düttmann)

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 19.08 – 27.08.2007

Desolation

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Desolation

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Desolation

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Zu Gast Bei Cluster
Gruppenausstellung „Desolation Angels“

Inger Alfnes, Bonno van Doorn, Zoro Feigl, Patrick Gildersleeves, Andreas Lycke, Wouter Klein Veldermann, Peter Kortmann, Aldo Kroese, Dafna Maimon, Danny McGuiness, Sachi Miyashi, Nir Nadler, Claire Potter, Sarah & Charles, Fabrice Schomberg, Wouter van der Sluijs, Timo Vaittinen, Nathalie Vanheule

Für die Ausstellung Desolation Angels sind 18 Künstler aus verschiedenen Ländern angereist, um bei Cluster eine gemeinsame Ausstellung zu inszenieren. Diese jungen Kunstschaffenden eint, dass sie alle Teilnehmer der European Exchange Academy (EEA) waren, die in diesem Jahr ihr 5-jähriges Bestehen feiert.
Die EEA ist eine vierwöchige Sommerakademie, die jährlich in den seit Mitte der 90er Jahre leer stehenden Gebäuden des ehemaligen Tuberkuloseklinikums in Beelitz-Heilstätten abgehalten wird. Das riesige Gelände mit seinen desolaten Bauten vom Ende des 19. Jahrhundert, inspiriert die Teilnehmer, sich mit diesem Ort und seinem Verfall auseinanderzusetzen. Für viele Studenten ist dieser einmonatige Intensivkurs in der brandenburgischen Einöde eine Erfahrung, welche Sie mit sich selbst, ihrem Verhältnis zum Kunstschaffen an sich, und nicht zuletzt mit anderen internationalen Kunststudenten konfrontiert. Dadurch entstehen oftmals neue Arbeitsansätze, die in der späteren Praxis weiterwirken.
Die Ausstellung bei Cluster zeigt einen gewissen Geist, der die Werkweise der EEA ausmacht. Diese ist geprägt von Improvisationstalent und grobem Gestus. Das zeigt sich sowohl in den wilden Maschinerien eines Zoro Feigls (NL) oder Bonno van Doorns (NL), als auch in den abstrakten, temporären Behausungen Wouter Klein Veldermans (NL). Das gemeinsame Arbeiten und Leben in Beelitz fordert ein hohes Maß an sozialer Interaktion. Die erotische Komponente einer solchen kommuneartigen Exklusion im Beelitzer Forst zeigt sich auf befremdliche Weise in den Malereien auf Holz der Belgierin Nathalie Vanheule oder in den Zeichnungen Andreas Lyckes (S).
Die Assimilation der jungen, kosmopolitischen Kunstschaffenden an die ruralen brandenburgischen Strukturen ist in einigen Arbeiten ein wiederkehrendes Thema. Der Israeli Nir Nadler, der im brandenburgischen Landtagswahlkampf 2004 für die EEA und deren Werte wie internationalem Austausch und Toleranz kandidierte, verarbeitet dies ebenso wie die Norwegerin Inger Alfnes in ihrer Videoarbeit.
Andere Aspekte der Verortung thematisiert Sachi Miyashi (JAP) in ihrer von der Erinnerung an die Heilstätten inspirierten Mindmap, sowie der Finne Timo Vaittinen, der in seiner Videoanimation einen realen, desolaten Ort in ein Wunderland transformiert, dem die hippieartigen Fabelwesen auf den Zeichnungen Patrick Gildersleeves’ (GB) entsprungen sein könnten. Die Ausstellung wird so zu einem Panorama fünfjähriger künstlerischer Arbeit an der EEA.

(Text: Bernd Trasberger)

Ausstellung vom 28.07 – 15.08.2007

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Zu Gast bei Cluster
Gruppenausstellung „catching invisible connections“ 

Malin Bogholt, Anders Hellsten Nissen, Ursula Nistrup

Kuratiert von Natascha Malene Ratcliffe

You know the feeling; you meet someone and the sensation hits you. There is no need for words, and exchanging glances are all you require. It is a subtle feeling and undetectable to some. Without more ado than the indication of the look between you, you know for an instant what the person is feeling. You are susceptible to these meaningful imperceptible bonds.
You can also experience the somewhat same sensation when you walk into a room. The space around you can give you a powerful imprint and leaveyou wondering how it happened and what exactly made you feel that way. Like when you visit someone, and you immediately feel at home or the antithesis, and you want to leave right away. These experiences are part of our daily lives. They appear, and most of the time we don't reflect upon them. Sometimes the experience lasts a few seconds, at other times longer.
In our navigation through constructed space and communication we sometimes unplanned connect with someone or someway of thinking. The title of the exhibition refers to these experiences. The three invited artists use the travelling exhibition to investigate heterogeneous ways of interactions with invisible connections.

The participating artists are

Malin Bogholt (SE) lives and works in Gothenburg. Bogholt works with mixed media, and her works can be categorized as massive installations that alternate and obstruct the visitors' sense of the exhibition space. For Catching Invisible Connections Bogholt will create an installation using materials such as wood and metal giving the work a physical and poetic appearance in the room. The associations you get from the materials make you recall things from your past or present. Being conscious about your movements in the space with the installation is imperative for Bogholt.

Anders Hellsten Nissen (DK) lives and works in Berlin. Hellsten Nissen presents every day items such as road blocks and scaffolding in new environments in order to create new correlations and situations. For the exhibition he will set up orange scaffolding, known specifically from Venice, creating a wall inside the limited and small space of the exhibition space' hallway. This work will inevitably create physical contact between visitors and the space. You become aware of the boundaries created and how you are in transit from one room to the next.

Ursula Nistrup (DK) lives and works in Copenhagen and Los Angeles. The two works that Nistrup will present focus on the importance and possibilities of visions and dreams. The imagining of an alternative future is a human trait, and although every hope and vision is individual, it is something we can relate to. We all strive toward something and Nistrup's work documents through sound, video, and audio waves how and why there are parallels in our dreams.

(Text: Natascha Malene Ratcliff)

Ausstellung vom 06.07 – 14.07.2007

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"the power of goodbye" Buddelschiff, Heliumluftballon, Faden, Klebeband, Maße variabel

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Zu Gast bei Cluster
ausstellung „Oh yeah, searching“ von Christof Zwiener

Mit der Ausstellung „Oh yeah, searching" des in Berlin lebenden Künstlers Christof Zwiener (*1972) eröffnet der Cluster Ausstellungsraum eine Reihe von Projekten mit Gastkünstlern und Gastkuratoren.

Christof Zwiener, dessen künstlerische Handschrift sich in rätselhaft erscheinenden und auf den ersten Blick nicht zu entziffernden Werken und Rauminstallationen wiederspiegelt, wird bei Cluster neue Arbeiten zeigen. Sie untersuchen allesamt das nautische sowie das mentale Navigieren („searching“).

Wie schon in früheren Werken wird der Künstler, der bekannt ist für seine Rauminstallationen aus gespannten Fäden und spielerisch-konzeptuelle Untersuchungen des Spannungsfelds zwischen bekannten Denkmälern und einer kollektiven Erinnerungskultur, auch bei Cluster mit den kaum sichtbaren und ephemeren Materialien Faden und Kreppband arbeiten. Diese wird er zu konkreten, physisch im Raum deutlicher präsenten Gegenständen skulptural in Bezug setzen.

Hinter Christof Zwieners künstlerischem Ansatz verbergen sich gleichzeitig analytische Schärfe sowie ein Hauch von Melancholie. Sein Herausarbeiten von Details oder auch sein Reduzieren von Dingen und Räumen auf ein Liniennetz, ermöglicht uns einen neuen Blick auf das, was wir schon immer zu kennen glaubten.

(Text: Barbara Buchmaier)

 

Christof Zwiener wird von der Kölner Galerie Frehrking Wiesehöfer vertreten und hatte Anfang des Jahres eine Einzelausstellung im Bonner Kunstverein ( „terrain vage/starting at zero"). Seit 2003 arbeitet er außerdem unter dem Namen „Poison Idea" mit dem in Hamburg lebenden Künstler Baldur Burwitz zusammen.

Ausstellung vom 13.06 – 23.06.2007

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ausstellung „Sunset/Sunrise“ von Gehrd Grothusen

Orientiert an kunstgeschichtlich bedeutenden Gemälden der Romantik und an zeitgenössischen Filmsettings verarbeitet und analysiert Gehrd Grothusen in seinen schwarz-weißen Tuschezeichnungen, in fotorealistischen Ölgemälden und in konzeptuell angelegten Kopier-Arbeiten Stereotypen der Darstellung von Landschaft. Dabei interessiert ihn, inwieweit beim Betrachter solcher subtil von Inhalten des romantischen Mythos geprägten Atmosphären bestimmte vorkonditionierte Wahrnehmungs- und Interpretationsmuster wachgerufen werden und wie sich Ausstrahlung und Wirkung von inszenierten Bildwelten durch einen künstlerischen Transfer verändern. Bei „Cluster“ zeigt Gehrd Grothusen eine Auswahl neuerer mittelformatiger Tuschezeichnungen, die in filigranem schwarzem Strich inszenierte Parklandschaften vor weißem Hintergrund zeigen.
Auffällig ist, dass Grothusen bei der Reproduktion seiner Motive, die er von gezielt gemachten Fotografien übernimmt, immer wieder spielerisch mit dem Mittel des Weglassens oder des Ausschnitts arbeitet und die Landschaften auf diese Weise verfremdet. So fehlt manchmal die detaillierte Ausführung der Blätter oder auch eine ganze Partie von Ästen an einem Baum. Andere Zeichnungen zeigen vor großformatigem weißem Hintergrund schlicht Silhouetten oder kleinformatige Ausschnitte aus nicht sichtbaren größeren Zusammenhängen, die man sich selbst dazu denken kann. Gleichzeitig spielt Grothusen mit Positiv- und Negativeffekten der Darstellung. Er irritiert die Erwartungshaltung des Betrachters und schafft Bilder, die die Üppigkeit der fotografierten Vegetation auf ihre Grundlinien reduzieren.
Die in den Tuschezeichnungen ausgesparten Darstellungen des Himmels thematisiert Gehrd Grothusen in der titelgebenden Kopierarbeit „Sunset / Sunrise“.Grothusen reproduzierte eine einzige Landschaftsaufnahme in den neun am Schwarzweißkopierer möglichen Helligkeitsabstufungen und erzielte so mit einfachsten Mitteln eine vermeintliche Veränderung der Lichtverhältnise über einer statisch bleibenden Landschaft.
Im Ausstellungsraum hängen die schwarz-weißen A3 Kopien in zwei Reihen zu jeweils neun Blättern übereinander. In Bezug zu den Tuschezeichnungen erscheint die Landschaft hier als durchgehend stereotype Grundform. Als Abbildung von einem realen Sonnenuntergang und als Verweis auf sein Bildarchiv zeigt der Künstler abschließend einen Zeitungssausriss, auf dem auf hellgrauem Hintergund unter einer horizontalen schwarzen Linie der Ausschnitt eines rot-orange eingefärbten Himmels zu sehen ist.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 28.04 – 19.05.2007

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Gruppenausstellung „Hotel Cluster“ 

Irena Eden & Stijn Lernout, Stella Geppert, Gehrd Grothusen, Simon Halfmeyer, Johannes Heidenpeter, Sebastian Gräfe, Lutz Rainer Müller, Thea Timm, Bernd Trasberger, Birthe Zimmermann

Konzipiert von Barbara Buchmaier

Zum einjährigen Bestehen des "Cluster"-Ausstellungsraumes erscheint das Fanzine "Hotel Cluster", in dem sich die "Cluster"-Künstlerinnen und Künstler sowie Ihre Projektleiterin jeweils anhand eines sorgfältig ausgefüllten Fragebogens und mit einem Porträtfoto vorstellen. Stilistische und inhaltliche Anspielungen auf Publikationen wie "Vanity Fair" oder "Park Avenue" und deren Strategien werden dabei bewußt eingesetzt. Das Fanzine wird am Samstag, 21. April, ab 19 Uhr im Pavillon in der Karl-Marx-Allee 36 vorgestellt.

Aus dem Editorial:
"Zum einjährigen Bestehen des Berliner Ausstellungsraumes „Cluster“ bieten wir Ihnen auf den folgenden Seiten exklusive persönliche Statements und brandneue Porträtfotos der beteiligten Künstlerinnen und Künstler sowie ihrer Projektleiterin. Erfahren Sie anhand eines von jedem sorgfältig beantworteten Fragebogen, wie die kreativen Köpfe von Cluster zur Kunst fanden, wie sie arbeiten, was sie über Berlin denken, und wie sie sich selbst einschätzen. Nehmen Sie sich Zeit, machen Sie sich eine Tasse Kaffee und genießen Sie die Lektüre der Visionen und der inspirierenden Ideen der Künstlerinnen und Künstler. Lassen Sie sich begeistern von ihren Selbstdarstellungen, ihren überraschenden, humorvollen und informativen Aussagen, die weit über das übliche Klischee hinausgehen!"

Parallel präsentiert die "Cluster"-Künstlerin Thea Timm ihren kürzlich erschienen Katalog.

Thea Timm, mit einem Text von Carina Herring,
Hrsg. Landeshauptstadt Kiel / Stadtgalerie Kiel und Thea Timm,
Berlin, 2007

Die Ausstellung "Hotel Cluster", die am Freitag, den 27. April um 19 Uhr zum Galeriewochenende im "Cluster"Ausstellungsraum eröffnet wird, zeigt in Bezug auf das Magazin "Hotel Cluster" charakteristische Werke aller "Cluster"-Künstlerinnen und Künstler. Die Ausstellung ist während des Galeriewochenendes geöffnet.

Ausstellung vom 31.03 – 22.04.2007

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ausstellung „Zentrum“ von Bernd Trasberger

In profanisierter Formensprache gestaltete Betonkirchen, Rathäuser, Büchereien, Bürgerzentren und andere öffentliche Kommunalbauten der Nachkriegsmoderne haben das Bild vieler im Krieg stark zerstörter Städte in Deutschland entscheidend geprägt.

In Ostdeutschland initiierte man die „Kunst am Bau“-Bewegung zur Sozialisierung des Menschen. Es folgte eine staatspolitische Instrumentalisierung aller Formen der Kunst, denn diese sollte dem Schaffen des “neuen Menschen“ dienen. In Westdeutschland wurde in einem Beschluss des Deutschen Bundestages vom 25. Januar 1950 festgelegt, dass ein Prozent (später zwei Prozent) der Bausumme öffentlicher Bauvorhaben dieser Zeit für deren künstlerische Ausgestaltung verwendet werden soll. Gerade in den Großstädten und ehemaligen Industriemetropolen des Ruhrgebiets folgte der weitgehenden, kriegsbedingten Zerstörung der städtischen Infrastrukturen nach 1945 mit einem gigantischen Bau- deshalb auch ein großer „Kunst am Bau“-Boom. Doch der Beschluss von 1950 war keine Initiative der Nachkriegszeit, sondern mit ihm wurde auf den „Kunst am Bau“-Erlass des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda von 1934 fast wörtlich angeknüpft. Schon damals sollte im Hinblick auf „die furchtbare Notlage der freischaffenden Künstler und Kunsthandwerker“ bei allen öffentlichen Bauten „grundsätzlich ein angemessener Prozentsatz der Bausumme für die Erteilung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker aufgewendet“ werden.*1 Als zuständiger Reichsminister griff Goebbels mit diesem Erlass wiederum eine Initiative des Reichsverbandes Bildender Künstler Deutschlands von 1927 auf. Schon dieser forderte künstlerische Arbeitsbeschaffungsprogramme, indem „bei allen neuzuerrichtenden Staats- und Kommunalbauten neben den handwerklichen (...) von vornherein auch künstlerische Ausführungen“ einzubeziehen seien, damit „die Not der deutschen Künstlerschaft (...) behoben“ werden und gleichzeitig „die Dinge des alltäglichen Lebens von künstlerischem Geist (...) mehr und mehr durchdrungen werden“.*2

In seiner Ausstellung bei „Cluster“ zeigt der in Mönchengladbach aufgewachsene Bildhauer Bernd Trasberger (* 1974), der sich bereits seit vielen Jahren mit der Bild- und Formensprache sowie den Bau- und Gestaltungsmaterialien öffentlicher Nachkriegsarchitektur auseinandersetzt und diese neu interpretiert, repräsentative architektonische Elemente und Fundstücke aus jener Zeit, deren Bauten aufgrund neokonservativer sowie neoliberaler Tendenzen in der Stadtplanungspolitik (Stichwort „Kritische Rekonstruktion“) vermehrt und oft ohne Protest aus unseren Stadtbildern entfernt werden, jeweils verbunden mit ihrem kulturellen Entwicklungszusammenhang. Im Zentrum des Ausstellungsgeschehens steht ein expressionistisch anmutendes Betonmonument, das in seiner dynamisierenden Formensprache an eine Stein gewordene Explosion, an die Gestaltung sozialistischer Ehrenmale sowie an Sakralplastik erinnert. Zwei abgeschrägte, dekorative Wandreliefs, die man als exemplarische Fragmente aus Kunst am Bau-Projekten der Sechziger oder Siebziger Jahre deuten kann und die jeweils aus einem ummauerten, farbig in kunsthandwerklicher Manier gestalteten „Original“ der Zeit bestehen, machen den Ausstellungsraum beispielhaft zu einem Ort des Erinnerns an typische künstlerische oder auch handwerkliche Design- und Gestaltungsmerkmale in unserer Kindheit oder Jugend, darunter der Betonguss, die Mosaiktechnik oder auch Kupfer- und Emaillearbeiten. Bernd Trasberger möchte seine Werke nicht als Träger bestimmter Bedeutungen verstanden wissen. Vielmehr setzt er sie als Denkbilder ein, die verschiedene Assoziationen freisetzen. Ein weiteres Anliegen des Künstlers liegt im kritischen Hinterfragen dessen, was architekturbezogene Kunst im öffentlichen Raum ästhetisch, inhaltlich und funktional leisten soll, muss und kann – und was nicht.

*1) Quelle: „Kunst am Bau“-Erlass des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda“, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1934, S. 685

*2) Quelle: „Entschließungen des Reichsverbandes bildender Künstler Deutschlands“ von 1927 und Brief des Reichsverbandes bildender Künstler Deutschlands vom 28.6.1928

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 04.03 – 24.03.2007

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Ausstellung von Birthe Zimmermann

Wie zufällig verstreute Splitter oder Versatzstücke einer perfekten Welt - mit Referenzen an die Moderne und an Phänomene von „Glamour“ - verbinden sich auf der Oberfläche von Birthe Zimmermanns großformatigen Bildobjekten strahlend weiße, grafisch-kantige Formen mit einem stark kontrastierenden schwarzen Hintergrund, aus dem sie mit Hilfe einer Schablonenfolie ausgespart wurden. Beim Betrachten der in Reihe gehängten Bildtafeln, deren streng formalistische Gestaltung zwischen Effekten von Pop-Art, Op-Art, Minimal-Chic und Informationsdesign schwankt, bleibt es unentschieden, welche der beiden Farben den Ton angibt, denn durch ein durchsichtiges „Lack-Finish“ wurden die weiße und die schwarze Farbschicht der zuerst collageähnlichen Oberfläche auf eine Ebene reduziert.

Die Anordnung mehrerer gleich großer Bildtafeln im Raum verweist auf das Stilmittel der „Serialität“. Die ständige, modellhaft und nacheinander erfolgte Neukombination der bildbestimmenden Formen, die keiner logischen Ordnung folgt, lässt Spannung entstehen und verführt uns zum genauen Hinsehen. Vertieft man sich in die Tafelbilder von Birthe Zimmermann, stehen Assoziationen wie „Schwarzes Brett“ (mit angepinnten Zetteln), stark vergrößertes „Tangram“-Spielbrett oder „Magnetfeld“ im Raum. In der unprätentiösen, nicht rationalen Komposition der Formen, deren perfektes „Styling“ nur ansatzweise durch die Sichtbarkeit des Pinselstrichs und einige unsaubere Kanten gebrochen wird, kann man oftmals auch Verweise auf ganz bestimmte Momente vermuten. Mehrfach lassen sich beispielsweise Motive des „Fallens“ erkennen. Objekte wie Bausteine oder Bücher scheinen ins schwarze Nichts herabzustürzen. Verbirgt sich hier gar ein Moment der kurz vor dem Umkippen ist?

Die Überlegung, welches Geheimnis sich hinter der scheinbar harmlosen Oberfläche der kalkuliert nüchtern-abstrakten Kunstgegenstände verbergen könnte, ob es ein solches „Geheimnis“ überhaupt gibt oder wir nur danach suchen, scheint hier zentral. Birthe Zimmermann jedoch erwartet in ihrer Arbeit keine Antworten auf metaphysische Fragen. Vielmehr versucht sie zu versinnbildlichen, dass „Die Moderne unsere Antike ist“ (Roger Buergel/Documenta 12), aus deren Vokabular - hier die geometrische Abstraktion - sich immer wieder etwas „Neues“ zusammenbauen lässt. Analog zur Sprache sieht Birthe Zimmermann in der Kunst ein Kommunikationssystem.

Bei aller Abgeklärtheit lockt die Vorstellung, die Farbformen würden animiert, ihr festgelegtes Raster verlassen, ineinander verlaufen oder nahtlos aneinander stoßen: Verkehrte Welt? Bitte steigen Sie ein!

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 10.02 – 25.02.2007

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"Grasfiedeln"6 min. loop HD

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Grasfiedeln" Produktionsshot

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Ausstellung „G-D-A-E (reine Quinten)“ von Lutz-Rainer Müller und Thimo Plath

Die Aufarbeitung der Beziehungen zwischen bildender Kunst und Musik ist ein breites Feld. Seit geraumer Zeit läßt sich eine wachsende Verschleifung des Bildkünstlerischen und des Musikalischen mitsamt ihren performativen Aspekten sowie eine zunehmende Auflösung der festen Umrisse der ästhetischen Territorien beobachten. Neben zahlreichen Künstlern, die eine eigene Band gründ(et)en, sind die Kompositionen von John Cage, die klangintensiven Aktionen und die musikalischen Performances von Mixed-Media-KünstlerInnen wie George Brecht oder Yoko Ono sowie die Klangskulpturen von Jean Tinguely nur einige typische Beispiele für diese gegenseitige Durchdringung.

In ihrer ersten gemeinsam konzipierten Ausstellung mit dem auf Musik, genauer gesagt auf den Klang der vier Saiten einer Geige referierenden Titel „G-D-A-E (reine Quinten)“, beschäftigen sich der „Cluster“-Künstler Lutz-Rainer Müller und der ebenso in Berlin lebende Künstler und Bühnenbildner Thimo Plath mit genau den Kategorien „Bildende Kunst“ und „Musik“. Aus verschiedenen Perspektiven reflektieren sie in ganz unterschiedlich wirkenden, aufeinander abgestimmten Videos Aspekte der beiden Gattungen. Zwischen Abstraktion und Konkretion schwebende Begriffe wie Rhythmus oder Klang sowie Skulptur und Performance werden fassbar, lösen sich auf oder beginnen sich gegenseitig zu überlagern. In Lutz-Rainer Müllers Videofilm „Grasfiedeln“ sieht man auf eine Landschaft. Aus dem Erdreich taucht passend zum Klang der gespielten Komposition von Philip Glass, besonders beim Streichen der E-Saite, ein Geigenbogen auf- und ab. In Thimo Plaths Videos kann man unruhige Kinder als Gäste vor der Kulisse eines Klassikopenairs beobachten, dem bewegten Schatten einer Liftgondel auf einer Schneepiste folgen, oder man sieht sich mit dem Mimenspiel eines Pianisten konfrontiert.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 13.01 – 27.01.2007

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Ausstellung „noWhere is everywhere“ von Stella Geppert

Stella Gepperts künstlerische Fragestellungen betreffen den physisch erlebten Raum, in den der Mensch als gesellschaftliches, soziales und kommunikatives Wesen pausenlos eingebunden ist. Während sie Verhältnissen, Verhaltensweisen und räumlichen Strukturen nachgeht, beobachtet sie, wie sich "Raum" durch Handlungen jeglicher Art verändert und neu bildet.

In ihrer aktuellen Ausstellung "nowhere is everywhere" im "Cluster"-Ausstellungsraum zeigt Stella Geppert in einer die strengen räumlichen Vorgaben der Gewerbeetage andeutungsweise dekonstruierenden, begehbaren Installation mehrere in den Raum gestellte Spiegelobjekte, installiert auf zaunähnlichen Körpern, welche physisch Grenzlinien im Raum formieren. Der Betrachter wird bildhaft Teil der Installation.

Grundlage der Arbeit bildet die Frage nach räumlicher Identität auf politischer wie auch auf sozialer Ebene. Ein "Nirgendwo", frei von territorialen, stigmatisierenden oder kategorisierenden Ansprüchen steht hier zur Disposition: Der Zwischenraum als möglicher Aufenthaltsort.

(Text: Barbara Buchmaier)

 

„Im Cluster passiert es als skulpturales Kommen und Gehen – und beginnt bereits im Treppenhaus: Die alte Zierborde entlang der Stufen wird umgepolt zum stufenlosen Wegeleitsystem. Wer dem folgt, wird hergeführt, hinein in Geppert’s wild und kühl dekonstruierten Raum. Er besteht aus einem minutiösem Gemetzel von Dachlatten, Zerrspiegeln und vage hingestellten Fragen. Unter den Titel „Nowhere Is Everywhere“ tendieren fragil gebaute Holzgestelle dazu, zu Raumlinien zu werden. Sie sind Objekt und wieder nicht. Als Mess- und Maßstäbe sind sie architektonische Gedankenstriche und behaupten mehr ihre Umgebung als sich selbst. Die Konstrukte neigen sich schlank und rank und schief und krumm in Richtung ihrer Selbstauflösung. Sie sind Lager und Gelagertes, Stapel und Ständer. Und auch wackliges Modell. Hilfslinien für eine geplante und ungeplante Nutzbarkeit. Die Installation beschreibt einen Zustand, in dem man nicht genau weiß, ob es das jetzt schon war oder ob noch etwas kommt. Diese Art von Gleichgewicht wirkt aber ganz und gar verdichtend, und sie schreitet tänzerisch voran durch fein abgestimmte Formationen. Man könnte meinen, die Künstlerin habe über mehrere Wochen die Elemente hin und her getragen und sich kompromisslos an tristem Ort und Material gerieben. Und in der Tat, genauso ist es: Aus jedem Winkel erscheint das Komponierte ganz raffiniert und ausgelotet, und dennoch liegt alles glücklich durcheinander wie die Trümmer zart zerschellter Flöße. Man ahnt eine Technik zwischen Kampf und Ballett. Vielleicht spiegelt sich hier auch eine japanisch inspirierte Körper- beziehungsweise Zeichensprache.
Die weichen Spiegel verströmen Surreales. An jeder Ecke trifft man auf sich selbst als eine fließende Form im gekrümmten Raum. So taucht man ein und wird Teil dieser merkwürdigen Verstelzung, dieser sperrigen Barrikade – Engarde! Sie richtet sich gegen den einfachen Blick und gegen das Erkennen von Erkennbarem. Sie steht für einen komplexen Zweifel. Inmitten dieses splittrigen Zerwürfnisses verspürt man eine prismatische Lust – mit sich selbst und dem ganzen Drumrum: Und jeder Spiegel hat ein Loch (Touché!!!), einen blinden Fleck, einen trüben Traum. Erst saugt es an einem, dann strudelt es daraus hervor. Rythmisch und schwindelnd. Raumdurchdringend und ortlos.“

(Auszug aus: „Fechten mit dem Raum“, Text von Ingo Gerken, 2007)

Ausstellung vom 12.11 – 25.11.2006

Kokeln im Knick 1

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Kokeln im Knick 2

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Kokeln im Knick 3

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Zu Gast bei Cluster
Gruppenausstellung „Kokeln im Knick“

Sven Bergelt, Claudia Dükert, Antje Feger, Thomas Judisch, Matthias Krause, Benjamin F. Stumpf, Angelika Waniek

Kuratiert von Barbara Buchmaier

Immer wieder stoßen wir im Alltag auf Grenzen, laufend sehen oder setzen wir Grenzen - sei es physisch, psychologisch oder geografisch. Schlagworte aus Politik und Medien wie „Festung Europa“, „Armuts- oder Bemessungsgrenze“ werden gesellschaftlich verstärkt diskutiert, denn das Festsetzen von Grenzen bedeutet auch immer ein ganz bewusstes Ausüben von Kontrolle und Macht.

Unter dem Titel „Kokeln im Knick“* machen die KünstlerInnen Sven Bergelt, Claudia Dükert, Antje Feger, Thomas Judisch, Matthias Krause, Benjamin F. Stumpf und Angelika Waniek, mit ihren Werken zu Gast bei „Cluster“, einen prekären, spannungsgeladenen Raum auf, der Grenzsituationen beschreibt oder reflektiert. So zeigt Sven Bergelt Fotografien mit dem Titel „Sieht fast so aus als...“ (2006), auf denen jeweils eine im Freien schlafende Person zu sehen ist. Es bleibt jedoch offen, ob es sich um einen Obdachlosen handelt oder ob die Situation selbst inszeniert ist. In ihrer Skulptur „Hände“ (2006) befasst sich Claudia Dükert nicht nur mit dem Tastsinn der menschlichen Hand und der Kunstgeschichte dieses Motivs, sondern sie thematisiert auch eine mittelafrikanische Tradition: Abgetrennte Gorillahände werden dort als Glücksbringer verkauft. Antje Feger & Benjamin F. Stumpf stellen mit „Everything will be alright II“ (2006) ein Kofferobjekt in den Raum, in das eine Klanginstallation integriert ist. Der Koffer als Alltagsgegenstand wird durch die räumliche Inszenierung und den Klangteppich aus Musiksamples und Durchsagen aus Filmen zu einem bedrohlich wirkenden Objekt. Für seine Rauminstallation „ikke und er“ bat Thomas Judisch einen Berliner Grundschüler, die Wände des Ausstellungsraumes mit einer durchgehenden schwarzen Linie („destroy line“) zu besprühen. Als Abschluss der Linie zeigt Judisch eine gerahmte Fotografie, die dokumentiert, wie er als Kind von seinem Bruder in das Bogenschießen eingeführt wird. Matthias Krause visualisiert seine Frage nach Begriffen wie Territorium und Grenze in einer großformatigen Zeichnung, einem Foto und einem Polaroid, welche inhaltlich eine Modellbauplatte aus dem Eisenbahnbereich umkreisen. Die Künstlerin und Filmemacherin Angelika Waniek präsentiert das Video „Das erste was mir einfällt ist ein Kirchenlied“ (2004). Darin singt sie Lieder, die ihr spontan einfallen. Gleichzeitig thematisiert sie das Erinnern an diese Lieder und ihr Vergessen. Wer sich etwas länger mit dem Video befasst, wird merken, dass Waniek über den Videoschnitt eine dramaturgische Zusammensetzung der erinnerten Lieder inszeniert hat. Alle Werke der Ausstellung „Kokeln im Knick“ fordern den Rezipienten auf, sich konkret mit der inhaltlichen Dies- und Jenseitigkeit der Exponate auseinanderzusetzen und sich zu positionieren.

Sven Bergelt, Claudia Dükert, Thomas Judisch, Matthias Krause und Benjamin F. Stumpf sind momentan Studierende an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Antje Feger und Angelika Waniek haben ihr Studium dort bereits abgeschlossen.

* Als "Knick" bezeichnet man in Norddeutschland, insbesondere in Schleswig-Holstein, wallartige Baum- und Strauchhecken, die im 18. Jahrhundert im Rahmen der Verkoppelung als "lebende Zäune" angelegt wurden. Ursprünglich dienten "Knicks" als Feldbegrenzungen und sicherten den Boden gegen Erosion. Der "Knick" ist in Schleswig-Holstein ein landschaftsprägendes Element.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 12.11 – 25.11.2006

Nicht dies, nicht das, nicht nichts

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Ausstellungsansicht, © Foto: Amin Akhtar

Ausstellungsansicht 2

Ausstellungsansicht, © Foto: Amin Akhtar

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Ausstellung „Nicht dies, nicht das, nicht nichts“ von Thea Timm

Im Zentrum der Ausstellung von Thea Timm steht ein wie ein Riegel in den Raum gestellter tribünenartiger Aufbau aus Holz. Betritt man den „Cluster“-Ausstellungraum stößt man bereits nach wenigen Schritten auf die fast bildhaft wirkende Rückfront dieses etwa zwei Meter hohen Aufbaus, dessen gitterartige Struktur Einblicke in den dahinter liegenden leeren Raum ermöglicht.

Der Installation "Nicht dies, nicht das, nicht nichts", in der die Künstlerin den Aufbau einer Tribüne anhand eines für sich stehenden Ausschnittes, den man nur aus bestimmten Perspektiven einsehen kann, zur Skulptur erhebt und diesen objekthaft und isoliert zur Schau stellt, ist eine lange Recherche in verschiedenen Sportstadien vorangegangen. Teile aus Timms ausgestellter Tribüne, beispielsweise die Stühle, sind Originale aus der Berliner Deutschlandhalle.

Am Beispiel einer exemplarischen Form denkt Thea Timm über zentrale Begriffe wie (Zwischen-)Raum, Dimension, Oberfläche versus Tiefe sowie Materialität nach.

Ergänzend zeigt Thea Timm im Eingangsbereich des Ausstellungsraumes eine Diaprojektion. Die abgelichteten Arrangements aus alltäglichen Materialien gehen auf eine Reihe von spontanen, nicht mehr existierenden Installationen zurück, die sich die Künstlerin während ihrer 2-wöchigen Aufbau- bzw. Vorlaufzeit erarbeitet hat. Thea Timm nutzte die große freistehende Fläche hinter der Tribüne während dieser Zeit als Atelier und Laboratorium, um ihren Skulpturbegriff zwanglos und spielerisch zu erweitern.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 13.10 – 30.10.2006

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Ausstellungsansicht 1

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Ausstellungsansicht 2

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Ausstellung „Berlin Next Door“ von Irena Eden & Stijn Lernout

Betritt man den „Cluster“-Ausstellungraum fällt der Blick auf eine großangelegte Rauminstallation: „Berlin Next Door“ lautet der Titel einer bühnenartigen, begehbaren Situation, in der Irena Eden und Stijn Lernout verschiedene Versatzstücke aus den Bereichen „Wohnen“ oder „Behausung“ zum Einsatz bringen.

Eine Altbautür verbindet zwei durch eine quer in den Raum gestellte Wand voneinander getrennte Bereiche. Im Vordergrund sind es zunächst auf diese Wandkonstruktion zulaufende Seile, die vom Boden aufsteigen, wo sie an Zeltheringen fixiert sind. Die Formation der Ösen im Boden gibt dabei eine Struktur vor, die an Koordinaten auf einer losen geografischen Karte erinnert. Im hinteren Bereich, den man durch die Türe erreicht, wird der Raum etwas deutlicher definiert. Jedoch nur der Berlin erfahrene Betrachter wird dort die typischen Merkmale eines sogenannten Berliner Zimmers erkennen: Es gibt nur wenig Tageslicht, denn das einzige Fenster geht zum Hinterhof, dann ist da noch der typische Holzboden... Doch dabei bleibt es nicht. Über die Seile, die durch die Wand in das „Zimmer“ hinein laufen, wird die Spannung aus dem vorderen Bereich der Installation fortgeführt. Die uns vertraute starre Form des Altbauzimmers wird gebrochen - oder auch ergänzt - durch eine flüchtige Zeltarchitektur, die getragen wird durch die weiter ansteigenden, über hohe Metallstangen verspannten Schnüre.

In der sowohl durch die Begehbarkeit als auch durch die Materialwahl stark sinnlich wirkenden Installation „Berlin Next Door“ verschränken und kontrastieren Irena Eden und Stijn Lernout mit einfachen, weitgehend neutralen Mitteln mögliche Formen von Konstruktion von Raum. Sie verweisen auf unterschiedliche Kulturen von Wohnen oder Behausung, ohne dabei zu spezifisch zu werden. Eine beinahe ironische Brechung erhält das ortspezische angelegte Werk durch die eigenartigen Vorgaben des Ausstellungraumes mit seiner industriell geprägten Vorgeschichte. Die silbern lackierte, geriffelte Deckenstruktur und die daraus hervorragenden Leitungsrohre unterstreichen die Kulissenhaftigkeit des Gesamtbildes, das auf den zweiten Blick einer Collage verschiedener Lebensentwürfe nahe kommt.

Wer einen genaueren Anhaltspunkt für die Interpretation von „Berlin Next Door“ sucht, findet diesen in der Beschäftigung der Künstler mit konzeptueller Projektkunst rund um das Thema Reisen am Ort. Die Ergebnisse ihrer langjährigen Auseinandersetzung sind kürzlich in Form der CD-Rom „Twelf Stops B.“, 2006 erschienen. Dafür wurden in Berlin anhand der Adressen von Hotels mit südosteuropäischen Eigentümern Verortungen von zwölf Ländern festgemacht. Anschließend wurden diese Verortungen (Hotels) bereist. Auf ihrer Reiseroute interessierte die Künstler die Architektur des „Fremden“ in ihrer Heimatstadt genauso wie die persönliche Wahrnehmungsverschiebung durch die Tätigkeit des „Reisens“ an einem bereits bekannten Ort. Die interaktiv zu nutzende CD-Rom, die im „Cluster“-Raum zur Benutzung bereitliegt, eröffnet dem Nutzer anhand von Fotografien, statistischen Erhebungen über die Berliner Bezirke sowie persönliche Reisebeschreibungen einen Einblick in ein Netzwerk kulturspezifischer Infrastrukturen in der deutschen Hauptstadt.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 23.09 – 30.09.2006

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Alice2

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Alice3

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GruppenAusstellung „Alice and Me“

Irena Eden & Stijn Lernout, Stella Geppert, Gehrd Grothusen, Simon Halfmeyer, Johannes Heidenpeter, Sebastian Gräfe, Lutz Rainer Müller, Thea Timm, Bern Trasberger, Birthe Zimmermann

„Im Absurden vermag der Geist einen Ausweg aus allen beliebigen Schwierigkeiten zu finden. Die Neigung zum Absurden öffnet dem Menschen aufs Neue das Königreich der Kinder.“   (André Breton über „Alice im Wunderland“)

Die bekannte, vielfach adaptierte Geschichte von „Alice im Wunderland“ (engl. „Alice’s Adventures in Wonderland“, 1865) bildet den Ausgangspunkt der Gruppenpräsentation der „Cluster“-Künstler in den Osram Höfen während der Berliner Kunstmessen.

Dabei interessiert die Künstler in ihren Werken nicht nur eine Interpretation der fiktionalen Welt des Romans, sondern auch der gesellschaftliche, politische und wissenschaftliche Kontext der Entstehungszeit sowie die Persönlichkeit des Autors, der unter dem Pseudonym Lewis Carroll veröffentlichte. Unter seinem bürgerlichen Namen Charles Lutwidge Dodgson führte er ein unauffälliges Leben als Mathematiklehrer und beliebter Porträtfotograf vor allem junger Mädchen.
Sein Doppelleben stand im Widerspruch zur offiziellen Moral des viktorianischen England. In seiner Begeisterung für Technik und Medien jedoch war Charles Lutwidge Dodgson alias Lewis Carroll seiner Zeit weit voraus.

Der Titel der Ausstellung ALICE AND ME und auch der auf der Einladungskarte abgebildete Pavillon in einer idyllischen Parklandschaft des 19. Jahrhunderts deuten - möglicherweise ja auch mit einem ironischen Unterton - darauf hin, dass zwischen den Künstlern der Ausstellung und der literarischen Figur „Alice“ eine Begegnung oder ein Gedankenaustausch stattgefunden hat.

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 03.09 – 16.09.2006
ForestExit1

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Ausstellung „Forest Enter Exit“ von Gehrd Grothusen und Anne Staszkiewicz

Mit neuen Ölbildern von Gehrd Grothusen und der von ihm eingeladenen Künstlerin Anne Staszkiewicz zeigt der “Cluster” Ausstellungsraum in seiner vierten Ausstellung zwei sehr eigenständige Malereipositionen.

Beide KünstlerInnen finden ihre Motive - Landschaftsausschnitte, Tiere und manchmal auch Menschen - in Foto- oder Filmvorlagen, verarbeiten diese jedoch auf ganz unterschiedliche Weise. Gehrd Grothusen (* 1978) übersetzt seit mehreren Jahren konstant Standbilder aus zweitklassigen Filmen vor allem der Siebzigerjahre und aktuelle Fashionanzeigen aus Modezeitschriften in fotorealistische Ölgemälde, die aus unzähligen übereinander gelegten Farbschichten aufgebaut sind. An diesem technisch aufwendigen, beinahe als konzeptuell zu bezeichnenden Verfahren ohne persönlichen Duktus interessiert ihn vor allem die Frage, wie sich Ausstrahlung und Wirkung der künstlich inszenierten Bildwelten durch seinen künstlerischen Transfer verändern. Ganz bewusst bleibt er dabei bei gegenständlichen Motiven und weicht nicht ins Abstrakte aus. In seinen neuesten Werken geht er einen Schritt weiter: Die bei “Cluster” in Bildpaaren präsentierten Motive beziehen sich jeweils aufeinander. Sie zeigen immer eine Reproduktion der Reproduktion der Reproduktion. So hängt beispielsweise neben dem nach einer Fotovorlage gemalten Ölbild einer in abwartender Haltung sitzenden Katze das selbe Motiv noch einmal, jedoch als Ölgemälde, als dessen Vorlage die Farbkopie der ersten Fassung diente. Durch das “Hin- und Herkopieren” der Bildmotive in analogen und digitalen Techniken ergeben sich im beschriebenen Beispiel nur relativ geringe Abweichungen. Andere Bildpaare, für die Grothusen das Kopierverfahren und/oder die Maltechnik variiert hat, zeigen auch deutlichere Abweichungen, deren Ursache und Wirkung es für den Betrachter zu erkunden gilt.

Die Malerin Anne Staszkiewicz (* 1972), die gleichzeitig mit Gehrd Grothusen an der Kieler Muthesius Kunsthochschule in der Klasse von Peter Nagel studiert hat, malt seit mehreren Jahren vor allem Bilder von Tieren, denn diese Motivwelt erscheint ihr nur wenig inhaltlich oder psychologisch aufgeladen. Dabei ist oftmals der eigene Hund das zentrale Motiv in ihren sichtlich mehrfach übermalten und verwischten, vordergründig banal daherkommenden Ölbildern. Bei “Cluster” zeigt die Künstlerin neben zwei neuen Hundeporträts ein großformatiges, braungrundiges Bild mit Hühnern, die im Stall von einer Obsttorte fressen. Einem Huhn hat sie - wie auch schon in früheren Gemälden - eine Sprechblase gegeben: “Die Tiefe ist eine Dimension in der man nicht vorwärts kommt”, steht darin geschrieben. Diese aus einem ganz anderen Zusammenhang aufgegriffene Lebensweisheit lässt sich natürlich nicht nur auf das Figur-Grund-Problem in der Malerei, besonders in diesem Bild anwenden... Ergänzend präsentiert Staszkiewicz Fotografien von blühenden Landschaften und verwunschenen Wäldern, in die hinein sie mit dem Pinsel unter anderem Pferde mit Planwagen gemalt hat. Mit diesen Collagen bietet sie dem Betrachter eine erfrischende Einladung in eine “heile Welt” oder in ein “privates Märchen” (A. Staszkiewicz).

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 22.07 – 12.08.2006

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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht

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Ausstellung „Kigelia“ von Simon Halfmeyer

...Der nur sporadische Regen am Beginn des Monats brachte eine kurze Periode, in der der Park auszutrocknen begann. Die Elefanten erschienen nun wieder in Rudeln und die nutzbar gewordenen Straßen ermöglichten uns einen kurzen und privilegierten Blick auf Gegenden des Parks, die normalerweise während dieser Jahreszeit nicht zugänglich sind. Der Bereich der Niafulu Hügel ist so eine Gegend und an einem Nachmittag brachen wir mit unserem Expeditionsleiter auf, um genau diese Gegend zu erkunden. Die Straße zu den Niafulu Hügeln führte uns südlich am Fluß entlang, dann landeinwärts Richtung Osten, kurz entlang der Grenze des Schutzgebietes, bevor sie endgültig zu den Hügeln abzweigt...

Die Straßenführung ermöglichte uns Blicke auf sehr unterschiedliche und äußerst spektakuläre Szenerien des Parks, deren Vegetation zu dieser Jahreszeit in voller Blüte steht. Nachdem wir das Reservat hinter uns gelassen hatten, durchquerten wir offene Akazienhaine und kamen dann in das Niafulu Dickicht, das von riesigen wilden Mangobäumen (Cordyla africana), Schakalbeerenbäumen (Diospyros mepiliformis) und dem unverwechselbaren Leberwurstbaum (Kigelia africana) dominiert wird...

(aus dem Englischen übersetzter Auszug aus einem Expeditionsbericht aus Botswana / Okavango Delta / Xigera Camp, 2004)

Simon Halfmeyers künstlerisches Interesse gilt der Untersuchung des Verhältnisses von „unberührter“ Natur und künstlich angelegten Natur- und Stadtlandschaften. Aus der Einsicht heraus, dass „es uns gar nicht möglich ist, so genannte unberührte Natur überhaupt als solche zu erkennen, da wir in Inszenierungen aufwachsen und von ihnen ständig umgeben sind“, entwirft er fantastisch schwebende Alternativ-Landschaften, die sich aus Versatzstücken typischer Naturinszenierungen und erlebter Stadträume zusammenfügen.

Bei „Cluster“ zeigt er ein raumbezogenes Szenario, das durch zwei großflächige Stellwände definiert wird, auf die plakatähnlich schwarz-weiße, aus Computerausdrucken zusammengesetzte Bilder tapeziert wurden, die Innenansichten von Gewächshäusern, üppige Pflanzen und geometrische Glasarchitektur zeigen. Innerhalb des Raumes, den die Stellagen bestimmen, hängen an Ketten silberne Objekte von der Decke, die exotischen Früchten aus dem Urwald ähneln, gleichzeitig aber auch Meteroriten aus dem All sein könnten, die gerade eben durch die Fenster hereingestürzt sind.

Mit dem Titel der Ausstellung, „kigelia“, verweist Simon Halfmeyer auf die lateinische Bezeichnung des sog. Leberwurstbaumes (Kigelia africana). Dieser stammt ursprünglich aus Westafrika, ist heute aber in ganz Afrika verbreitet. Er wird etwa 18 m hoch und hat eine breite, schattenspendende Krone. Er trägt die für ihn typischen, bis zu ein Meter langen fleischigen, wurstähnlichen Früchte, die ein Gewicht zwischen fünf bis acht kg erreichen können. Unreife Früchte sind besonders giftig. Die reifen Früchte dagegen werden zum Bierbrauen verwendet und während Hungersnöten auch gegessen. Die Früchte, die Rinde und die Wurzeln des Baumes werden von den Einheimischen zur Herstellung von Heilmitteln verwendet. In Europa lässt sich der Leberwurstbaum in den Gewächshäusern Botanischer Gärten finden

(Text: Barbara Buchmaier)

Ausstellung vom 24.06 – 08.07.2006

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Einladungskarte

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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht

Ausstellung „UNKULUNKULU“ von Johannes Heidenpeter & Sebastian GrÄfe

„Je vertrauter uns die Erde wird, umso mehr erkennen wir, welche angenehmen und herrlichen Dinge auf den Menschen warten, wenn er zur Erde zurückkehrt. (...) Die Tatsache, dass die Erde Erinnerungen hat, ist schon an sich sehr bedeutsam und die prächtigsten Erinnerungen der Erde betreffen das erhabene Ritual der alten Mysterien.“1 „Bei allem, was die Europäer von den Afrikanern trennt, bleibt doch eines unbestritten: In ihrer Mentalität und in Teilen der bäuerlichen Kultur sind sie sich ähnlicher als die meisten anderen dieser Welt. Man mag über Magie und Zauberei verschiedener Ansicht sein, wenn man sie sucht, findet man beide hier und dort. Wer’s nicht glaubt, der sollte mich ins Zillertal oder ins Oberinntal begleiten, dort wird er von „Blutstillern“ und „Handauflegern“ hören, von Hexerei und Wunderheilungen. Genug, um jeden afrikanischen Medizinmann zu beeindrucken. (...)

Völker, die in Tausendschaften nach Lourdes, Fatima, Medjugorje oder Altöttingen pilgern, um dort Heilung oder Glück zu finden, unterscheiden sich nicht grundsätzlich von jenen, die im Busch ihre Fetische beopfern und Whiskey in die Lagune schütten, um die Meeresgöttin zu beruhigen.“2

„(...) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es den Anschein hat, als ob wir an einem kritischen Punkt angelangt sind, an dem eine Synthese aller Fähigkeiten des Menschen – eine Synthese seines körperlichen, spirituellen, analytischen und intuitiven Potenzials – und ihre Neuausrichtung stattfinden muss. Wenn wir uns dabei aber weder auf die großen Strömungen der Wissenschaft, noch auf irgendein automatisch kommendes goldenes Zeitalter oder unsere politischen und religiösen Institutionen ausrichten, wohin können wir uns wenden, um diese Synthese zu erreichen?“3

(Text: Johannes Heidenpeter & Sebastian Gräfe)

1.) AE (George William Russell), The Candle of Vision, 1918
2.) Gert Chesi, Voodoo in Afrika, Haymon-Verlag, Innsbruck 2003
3.) Paul Devereux, Das Gedächtnis der Erde, AT Verlag, Aarau 2000

Ausstellung vom 03.06 – 13.06.2006
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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht

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ErÖffnung des Ausstellungsraumes „Cluster“ mit der Gruppenausstellung „Vorabzug“

Irena Eden & Stijn Lernout, Stella Geppert, Gehrd Grothusen, Simon Halfmeyer, Johannes Heidenpeter, Sebastian Gräfe, Lutz Rainer Müller, Thea Timm, Bernd Trasberger, Gunnar Voss

Mit „Cluster“ (dt. Traube, Bündel, Schwarm, Haufen) eröffnet am 2. Juni 2006 ein neuer, von Künstlern betriebener Ausstellungsraum in Berlin. Angesiedelt auf einer ca. 80 qm großen, ehemaligen Fabriketage im ersten Stockwerk eines Rückgebäudes der Osram Höfe in Berlin-Wedding, in der Nachbarschaft der Galerieräume von Guido Baudach und Max Hetzler, werden dort zukünftig die elf an dem Projekt beteiligten Künstlerinnen und Künstler ihre Werke und Arbeitsstrategien in zwei- bis vierwöchigen Einzel- und Gruppenausstellungen zeigen.

In der mit dem aus der Architektursprache übernommenen Terminus „Vorabzug“ betitelten Eröffnungsausstellung präsentieren alle Künstler des „Clusters“ jeweils ein Werk, das eigene Arbeitsansätze konzeptuell mit den Abmessungen, dem Volumen und den räumlichen Vorgaben des Ausstellungsraumes konfrontiert. Für die Umsetzung wurde ein Maßstab von 1:15 festgelegt.

Mit dieser Herangehensweise beginnen die Künstler eine erste Reflektion, Untersuchung und Annäherung an die Koordinaten des Raumes sowie die architektonischen Details, die den Raum mit seinen Maßen 13,70 x 5,15 x 3,50 m bestimmen und schaffen sich die Möglichkeit, sich bereits jetzt eingehend auf die ortsspezifischen Rahmenbedingungen ihrer kommenden Einzelausstellung vorzubereiten. Gleichzeitig wird ein generelles Nachdenken über Begrifflichkeiten wie „Größe“, „Volumen“ oder „Dimension“ sowie über deren aktuelle Bedeutung für das Ausstellen von Kunst angeregt. Für die Präsentation der Werke, die alle speziell für die Ausstellung „Vorabzug“ entstanden sind, wurde ein Display gewählt, das die einzelnen Arbeiten auf unterschiedlich großen, zu einer Gesamtformation zusammengeschobenen Holzsockeln zeigt. „Cluster“ ist ein von elf Künstlerinnen und Künstlern betriebener und angemieteter Raum, der die Werke der zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossenen Einzelpositionen in Gruppen- und Einzelausstellungen vorstellt. Ähnlich wie es der vielschichtige Begriff „Cluster“ bereits in seiner ökonomischen Bedeutung impliziert, geht es der Gruppierung um das Etablieren und Nutzbarmachen einer gemeinsamen Netzwerkstruktur und Ausstellungsplattfom. Gleichzeitig sind auch andere Konnotationen des Begriffs sinnbildlich: der Cluster als Nest, der Cluster als Datenbank, der Cluster als Sonderform eines Akkords, in dem die einzelnen Töne nahe nebeneinander liegen...

Die Gründung des nicht vorrangig kommerziell ausgerichteten Ausstellungsraumes geht auf die Initiative von fünf der beteiligten Künstlerinnen und Künstler mit Studienvergangenheit an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel zurück, welche das Projekt mit einem Lehrauftrag für die Projektleiterin von „Cluster“, die Kunsthistorikerin Barbara Buchmaier, unterstützt. Geplant ist deshalb auch eine Gruppenausstellung mit Studenten der Muthesius Kunsthochschule. Zudem dankt „Cluster“ dem Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein/Staatskanzlei für die zur Verfügung gestellten Fördermittel.

(Text: Barbara Buchmaier)

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